"Schuldig auf der ganzen Linie". Für die Geschworenen ist es erwiesen, dass Mehdi Nemmouche am 24. Mai 2014 vier Menschen getötet hat, ein vierfacher Mord mit terroristischem Hintergrund. Sein Komplize Nacer Bendrer wird als Mittäter betrachtet.
Die Jury hatte zweieinhalb Tage beraten und hatte dabei 56 Fragen beantworten müssen. Die Antworten müssen ja inzwischen begründet werden. Es waren offenbar vor allem die materiellen Beweise, die zum Schuldspruch geführt haben, also etwa die Tatsache, dass Nemmouche bei seiner Festnahme in Marseille im Besitz der Tatwaffen war. An den Waffen war auch seine DNA beziehungsweise ein Fingerabdruck nachgewiesen worden.
Auf dem ebenfalls gefundenen Laptop befanden sich Bekennervideos. Die darauf zu hörende Stimme habe die Jury Nemmouche zuordnen können. Darüber hinaus konnten die DNA-Spuren, die sich auf der Eingangstür des Jüdischen Museums befanden nahezu zweifelsfrei Nemmouche zugeordnet werden. Ein Zeuge konnte Nemmouche außerdem als Täter identifizieren.
Geschworene glaubten Theorie vom Komplott gegen Nemmouche nicht
Die Geschworenen sind den Thesen der Verteidigung offensichtlich in keiner Weise gefolgt. Nemmouches Anwälte hatten ein Komplott ins Spiel gebracht. Demnach sei der Anschlag vom iranischen beziehungsweise libanesischen Geheimdienst organisiert worden. Nemmouche sei demnach nur ein Bauernopfer, die Beweise seien entsprechend manipuliert worden. "Das ist nicht ausreichend belegt und glaubwürdig gewesen", heißt es im Urteil.
Die Verteidigung zeigt sich im Anschluss enttäuscht, die Anwälte der Nebenkläger demgegenüber erleichtert und zufrieden. "Das Urteil ist die Antwort der Demokratie auf den Terrorismus", sagte die Anwältin des Dachverbands der jüdischen Organisationen in Belgien, CCOJB.
Strafmaß am Montag
Die Geschworenen müssen sich jetzt noch über das jeweilige Strafmaß aussprechen. Dieses soll am Montag bekannt gegeben werden.
Am 24. Mai 2014 starben bei dem Anschlag auf das Jüdische Museum ein israelisches Touristenpaar, ein Mitarbeiter des Museums und eine Frau aus Frankreich. Das Attentat war das erste mit Bezug zur Terrormiliz IS in Europa.
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