Zwei Prämien – ein System: Das ist eine der Neuerungen, die die wallonische Regierung einführen will. Ob Energieprämie oder Renovierungsprämie, das System wird für beide Prämien gleich sein.
Dabei wird sich das Vorgehen grundsätzlich ändern. Jeder, der sein Haus energiesparender gestalten oder renovieren möchte und dafür Geld von der Region bekommen will, muss in einem ersten Schritt einen privaten Auditor beauftragen. Dieser Prüfer wird festlegen, in welcher Reihenfolge energiesparende Maßnahmen vorgenommen werden sollen. Oberstes Gebot dabei: die Energieeffizienz.
Dort, wo am meisten Energie gespart werden kann, wird mit Ausbesserungen oder Renovierungen begonnen. Der Prüfer stellt anhand dieser Effizienz-Kriterien eine Prioritätenliste auf, die nach und nach von oben nach unten abgearbeitet werden kann. Dabei muss die vom Prüfer festgelegte Reihenfolge der prioritären Maßnahmen beachtet werden.
Beispiel: Wenn ein Hausbesitzer seine Fensterrahmen erneuern will, der Prüfer aber feststellt, dass das Dach undicht ist und bei einer Ausbesserung viel mehr Energie gespart werden kann als durch neue Fensterrahmen, dann muss zunächst das Dach gemacht werden. Wem das dann nicht passt, der muss auf Prämien der Region verzichten.
Der Prüfer muss privat bezahlt werden – bis zu 1.000 Euro kann das kosten. Bis maximal 660 Euro übernimmt davon die Region. Wie viel die Region genau übernimmt, hängt von dem Einkommen ab, das ein Haus- oder Wohnungsbesitzer im Jahr verdient. Fünf Gehaltsklassen hat die wallonische Regierung festgelegt: von einem Einkommen unter 23.000 Euro bis zu einem Einkommen von mehr als 97.700 Euro im Jahr. Je mehr man also verdient, desto niedriger fallen die Prämien aus.
Aber grundsätzlich wird gelten – und auch das ist neu: Alle Bürger haben künftig Anspruch auf Prämien. Bislang war das anders. Sehr gut verdienende Menschen mit einem Jahresgehalt von mehr als 97.700 Euro waren von dem Prämiensystem ausgeschlossen.
Die Änderung wird dann auch von der PS im wallonischen Parlament kritisiert. Fraktionsführer Pierre-Yves Dermagne sagt: "Man läuft Gefahr, die Mittel unnötig für diejenigen auszugeben, die sie nicht brauchen, wenn man die Mittel nicht konzentriert auf die Familien, die sie am dringendsten nötig haben, um Maßnahmen zum Energiesparen zu realisieren."
An der Regierung prallt diese Kritik der Opposition ab. Energieminister Jean-Luc Crucke von der MR sagt: "Zur Frage des Einkommens muss man mal festhalten: Diese Leute zahlen auch Steuern. Eine Gegenleistung aus diesen Steuern zu erhalten, ist nicht anormal. Auch für reiche Menschen. Dass aber auf der anderen Seite Menschen, die wenig verdienen, mehr geholfen wird als Reichen, das finde ich auch wiederum normal und solidarisch."
Die Neuerungen werden jetzt vom Staatsrat geprüft, danach müssen sie nochmals von der Regierung gutgeheißen werden. Als Erlass der Regierung könnten die Neuerungen dann ohne Abstimmung im Parlament in Kraft treten. Irgendwann im Frühjahr soll das der Fall sein.
Kay Wagner