Ist es der Beweis, dass die Ermittler auf der richtigen Spur sind? Werden hier lediglich alte Wunden aufgerissen? Oder ist alles bloßer Zufall? Ein Selbstmord sorgt für ein gewisses Unbehagen.
Am vergangenen Sonntag hat sich der 78-jährige Roger Romelart das Leben genommen. In den 1980er Jahren war Romelart Mitglied der Sonderkommission Delta. Delta war eines der beiden Ermittlerteams, die seinerzeit den Fall der Killer von Brabant untersuchten. 1990 wurde dem Team der Fall entzogen.
Seit einiger Zeit steht die frühere Soko aber plötzlich selbst im Fokus der Ermittlungen. Alles dreht sich um den "wundersamen Waffenfund von Ronquières". 1986, fast auf den Tag ein Jahr nach der letzten Attacke der Killerbande, fanden die Delta-Ermittler die Waffen der Täter im Kanal Brüssel-Charleroi. Die damalige These: Die Bande hat ihre Waffen und Teile der Beute am 9. November 1985 dort, bei der Ortschaft Ronquières, im Kanal entsorgt.
Seit einigen Jahren weiß man, dass die Fundstücke unmöglich ein Jahr im Wasser gelegen haben können, sondern höchstens eine Woche, sagen Experten. Deswegen die Frage: Warum haben die Ermittler ausgerechnet im November 1986 dort den Kanal durchsucht? Wussten sie vielleicht, was sie finden würden?
Verbindung zu Philippe V.
Die Frage steht im Raum. Genau deswegen waren vor einigen Wochen zwei frühere Ermittler sogar in U-Haft genommen worden. Beide waren damals an der Basis der neuen Suchaktion. Die Ermittler wollten wissen, ob die beiden Ex-Gendarmen nicht doch einen Tipp bekommen haben. Und wenn ja, von wem. Einer der beiden festgenommenen Ex-Gendarmen war ein gewisser Philippe V. - seinerzeit ein Kollege von Roger Romelart.
Seit dieser Philippe V. in U-Haft genommen worden war, sei ihr Vater extrem nervös gewesen, sagte seine Tochter Caroline Romelart in der VRT. Die neuen Entwicklungen seien Ende Januar in den Medien erschienen. Am 1. Februar habe ihr Vater dann einen Abschiedsbrief geschrieben.
Der Brief sei zwar sehr sachlich gehalten, genaue Gründe für seinen Schritt nenne ihr Vater nicht. Sie spüre aber, dass es einen Zusammenhang gebe zwischen den Ermittlungen im Fall der Killerbande von Brabant und dem Freitod ihres Vaters.
"Irgendwas faul"
Etwas präziser wird Caroline Romelart in der Zeitung Het Nieuwsblad. Sie habe den Eindruck, dass die Festnahme von Philippe V. in ihrem Vater etwas ausgelöst habe. Es habe den Anschein gehabt, als wollte er einen Faden wieder aufnehmen, etwas, das er damals entdeckt, aber vielleicht nicht weiter verfolgt habe.
Romelart hatte sich in seiner Zeit bei der Soko Delta auf die Spur De Staercke konzentriert. Die Gruppe um den Schwerverbrecher Philippe De Staercke und einige seiner Brüder galt Ende der 1980er Jahre als heiße Spur auf der Suche nach der Identität der Killer. Philipe De Staercke hatte sogar zwischenzeitlich ein Teilgeständnis abgelegt, zog die Aussage aber später zurück. Zwar wurden er und seine Komplizen im Fall der Killer 15 Jahre später reingewaschen, der Name geistert aber immer noch durch die Akte.
Ihr Vater habe immer schon den Eindruck gehabt, dass in den Ermittlungen irgendwas faul gewesen sei, sagte Caroline Romelart in der VRT. So hart er und einige seiner Kollegen auch an der Aufklärung des Falls gearbeitet haben, sie hätten immer das Gefühl gehabt, dass irgendwas nicht stimmte.
Untersuchung läuft
Caroline Romelart glaubt also nicht an einen Zufall. Weil Roger Romelart so nah dran war, weil er Mitglied der Soko Delta war, weil er Philippe V. kannte - aus all diesen Gründen kann sein Selbstmord durchaus seltsam wirken.
"Wir wollen alle Zweifel ausschließen können", sagte Eric Van Der Sypt, der Sprecher der Föderalen Staatsanwaltschaft. "Wir wollen Klarheit. Und wir wollen auch mögliche Verschwörungstheorien im Keim ersticken. Deswegen wird der Todesfall untersucht." Die Polizei hat die Wohnung von Roger Romelart im ostflämischen Erpe-Mere durchsucht. Zudem soll eine Autopsie vorgenommen werden.
Die zwei Ex-Gendarmen, die seit Ende Januar in U-Haft saßen, sind inzwischen beide wieder auf freiem Fuß. Gegen sie wird aber weiter ermittelt.
Roger Pint