Natürlich läuft nicht alles wie normalerweise, aber es ist auch nicht alles lahmgelegt.
In Brüssel läuft der Autoverkehr beispielsweise ganz normal. Die Bauarbeiter sind auf der Großbaustelle Reyers am Gange. Als ich an der nächsten Bushaltestelle vorbeigekommen bin, kam auch gerade ein Bus an.
Die Geschäfte sind in der Hauptstadt auch geöffnet. Und auch beim Sozialzentrum von Schaerbeek wurde gearbeitet. Zwar sind nicht alle Mitarbeiter erschienen, aber die Dienste funktionieren durchaus. „Wir sind immer da“, sagt ein Angestellter.
Man spürt den Streik in Brüssel, aber man kann nicht sagen, dass das Leben zum Stillstand gekommen ist.
In anderen Orten Belgiens sieht es ähnlich aus: Viele Menschen streiken, aber es ist kein Stillstand.
Bei der Bahn fährt wie geplant jeder zweite Zug. Der öffentliche Nahverkehr - gerade in der Wallonie - ist stark beeinträchtigt. In Charleroi zum Beispiel soll kein einziger Bus fahren. Und auch Flandern, bei De Lijn, wird der Streik wohl gut befolgt – besser als man das sonst bei Streiks in Flandern gewohnt ist.
Beim Flugverkehr geht wie erwartet gar nichts am Mittwoch: Alle Flüge sind gestrichen oder werden ins Ausland umgeleitet.
Die Flughafengebäude sind zumindest in Brüssel-Zaventem und Chaleroi geöffnet. In Brüssel haben sich am Morgen ein paar Dutzend Reisewillige mit Gepäck präsentiert. Und waren dann erstaunt, dass ihr Flug nicht stattfinden wird.
Auf den Straßen – und das ist erstaunlich – rollt der Verkehr sogar besser als an einem normalen Mittwoch. So teilt es jedenfalls die Verkehrsaufsicht mit. Deutlich weniger Staus als sonst gab es auf den Straßen. Das mag auch daran liegen, dass viele Menschen überhaupt nicht zur Arbeit gefahren sind.
Denn gerade bei Unternehmen scheint sich der Streik doch ziemlich stark auszuwirken. Einige Unternehmen, wie zum Beispiel Coca Cola in der Provinz Antwerpen, haben von vornherein das Werk am Mittwoch nicht geöffnet.
Beim VW-Werk in Brüssel läuft wohl auch nichts, auch nicht beim Agfa-Werk in Wiljijk. In Westflandern werden viele Betriebe und Industriezonen blockiert oder bestreikt.
Allerdings nicht bei der Post: Bei Bpost hatte man ja auch mit massiver Beteiligung gerechnet. Doch erstaunlicherweise scheint da alles glatt zu laufen. Kaum Streikbeteiligung meldete gegen 9 Uhr ein Sprecher von Bpost.
Einen Zwischenfall gab es in Gent. Da ist ein Autofahrer bewusst in einen Streikposten von Gewerkschaftsmitgliedern gefahren. Zwei Personen wurden dabei verletzt. Der Fahrer ist von der Polizei festgenommen worden.
Ansonsten geht es friedlich zu. Zum Beispiel am Eingang der Proximus-Zentrale in Brüssel lassen Streikende ihre arbeitswilligen Kollegen durchaus ins Gebäude. Also keine Blockade.
Streikfront in Ostbelgien: Kaum Busse, weniger Züge, Blockaden
Kay Wagner