Plastik ist ein Material mit zwei Gesichtern. Einerseits ist er fast unendlich vielfältig und billig herzustellen, andererseits wird er zum Problem, wenn er nicht richtig entsorgt wird. Weltweit werden aber nur 30 Prozent des gesammelten Plastiks recycelt, und es wird auch längst nicht alles gesammelt.
Die Wallonie will aus der Vorliebe für Plastik Kapital schlagen und aus der Not eine Tugend machen. Bisher wurde viel Plastikmüll aus Europa nach China verkauft. Das Land hat seine Grenzen jetzt aber für Plastik geschlossen, also muss Europa alleine klarkommen.
In Belgien werden jährlich etwa 200.000 Tonnen Plastikabfälle gesammelt, vor allem in den blauen Säcken. Bis 2020 sollen mehr verschiedene Plastiksorten in den blauen Säcken akzeptiert werden. Dann könnte diese Menge sich laut Schätzung der Experten verdoppeln.
60 Millionen Euro für Recycling
Es geht also erstmal darum, aus dem eigenen Müll ohne weite Transportwege ins Ausland einen Mehrwert zu schaffen. Langfristig will die Wallonie aber auch den Plastik anderer Länder verwerten.
Die wallonische Regierung will in den nächsten Jahren 60 Millionen Euro in Recycling-Projekte investieren. Die zuständigen Minister wollen mit jedem öffentlichen Euro einen privaten Euro anziehen. Insgesamt sollen also Projekte für 120 Millionen Euro umgesetzt werden.
Die Projekte werden im Moment noch sondiert. Es kann ums Sortieren von Plastikabfällen gehen, ums Verwerten oder um eine Weiterverarbeitung zu neuen Stoffen - alle möglichen Ideen, die mit der Wiederverwertung von Plastik zu tun haben, denn da ist auch in Europa noch Luft nach oben.
Weshalb überhaupt noch Plastik?
Ganz auf Plastik zu verzichten ist im Moment nicht realistisch, auch wenn es Maßnahmen gibt, um den Gebrauch von Einwegplastik einzuschränken, zum Beispiel das geplante EU-Verbot von Strohhalmen oder Wattestäbchen aus Plastik.
Auch die Wallonie will die Verbrennung von Plastik mittelfristig verbieten. Bisher wird ja Plastik, der im Hausmüll landet, meistens verbrannt.
Trotzdem wird Europa weiterhin Plastik verbrauchen. Das sieht die Wallonie als Chance, auch um den Arbeitsmarkt anzukurbeln.
belga/soir/avenir/cd/ake/km