In Paris, Berlin und sogar Warschau, natürlich auch in Los Angeles, New York und Miami: Der E-Roller lässt überall auf der Welt Menschen aufrecht stehend durch die Straßen sausen. Und jetzt eben auch in Brüssel.
Seit dem Sommer gibt es hier das erste Angebot von elektronischen Leihrollern, um damit trendy und hip von A nach B innerhalb der Stadt zu fahren. Wie das funktioniert, erklärt Jean-Paul de Ville, Gründer und Inhaber des belgischen E-Roller-Sharing-Anbieters "Troty" wie folgt: "Das Prinzip ist einfach: Man muss sich die Applikation "Troty" herunterladen, sich bei uns einschreiben. Danach sieht man die Roller auf einer Karte und kann sie sofort reservieren mit seinem Smartphone." Man braucht also ein bisschen Technik, um die E-Roller Minuten, Stunden oder sogar den ganzen Tag ausleihen zu können. Ohne Smartphone geht da nichts.
Bei den anderen Anbietern von elektronischen Leihrollern in Brüssel ist das genauso. Drei sind es mittlerweile: neben den Belgiern von Troty auch noch die amerikanischen Anbieter "Bird" und "Lime". "Troty", mit dem im Sommer alles anfing, ist mit 60 Rollern am Start, "Bird" mit 150 und "Lime" sogar mit 500.
Das Geschäft scheint sich zu lohnen, und wer zurzeit zu Fuß durch Brüssel geht, sieht das bestätigt: Seit einigen Wochen ist es keine Seltenheit, das plötzlich ein einsamer E-Roller verlassen auf dem Bürgersteig steht. Denn feste Abstellplätze wie für Leihfahrräder oder Leihautos in Brüssel gibt es für die Roller nicht. Ein Plus, mit dem die Anbieter werben: Man kann den Roller am Ende der Fahrt abstellen, wo man will.
Dass das nicht unproblematisch ist, ist den Anbietern durchaus bewusst. Troty-Gründer de Ville sagte der RTBF im August: "Es gibt nicht wirklich Regeln dafür, wo wir die Roller aufstellen dürfen. Aber wir werden das in Absprache mit der Stadt festlegen und dabei größte Vorsicht walten lassen. Wir wollen es nicht so machen, wie andere Anbieter es früher mal mit Fahrrädern gemacht haben: tausende von Fahrrädern in eine Stadt liefern und sich dann nicht darum kümmern."
Den Worten hat "Troty" Taten folgen lassen. Am Beginn des Tages - denn in der Nacht werden die Roller zumindest von "Troty" eingesammelt - werden die Roller an ausgesuchte Plätze hingestellt, wo die Nutzer sie dann finden können.
Roller so abstellen, dass sie nicht stören
Den Nutzern wird deutlich gesagt, dass die Roller am Ende der Fahrt so abgestellt werden sollen, dass sie niemanden stören. Nicht mitten auf dem Bürgersteig, nicht auf Bushaltestellen, nicht vor Garagenausfahrten und so weiter. Bei "Troty" wird das auch kontrolliert: "Am Ende der Leihfrist soll der Nutzer ein Foto von dem Roller machen, wie er auf dem Bürgersteig abgestellt wurde, und uns das Foto zuschicken. Dadurch können wir kontrollieren, dass der Roller niemanden im öffentlichen Raum stört", sagt Jean-Paul de Ville.
Gleiche Töne schlägt auch die Konkurrenz an. Für "Lime" sagt Benjamin Barnathan: "Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, die Nutzer unserer Roller zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihnen zu bringen."
Die Politik will trotzdem das Abstellen der Roller reglementieren. Man sei dabei, Regeln dafür auszuarbeiten. Bei den Anbietern sieht man dem gelassen entgegen. Man wolle die angekündigten Regeln natürlich akzeptieren. Die Fortbewegung per E-Roller ist halt gerade ein Trend - und das in Belgien übrigens nicht nur in Brüssel. Mindestens in acht anderen Städten kann man sich zurzeit ebenso hip wie in der Hauptstadt fortbewegen: Von Knokke bis Spa-Francorchamps, über Brügge, Gent und Antwerpen, Mechelen, Namur und Lüttich, wo es ebenfalls schon E-Roller zu leihen gibt.
Kay Wagner