Weihbischof Jean Kockerols aus Brüssel ist davon überzeugt, dass junge Menschen, die christlich geheiratet haben, von der Kirche zu Priestern berufen werden könnten. Und diese Überzeugung hat er im Oktober auf der Bischofssynode in Rom kundgetan.
Diese Konferenz findet alle drei Jahre statt. Bischöfe aus aller Welt kommen dann zusammen und beraten mit dem Papst wortwörtlich über Gott und die Welt. Weihbischof Kockerols sprach in diesem Jahr im Namen der belgischen Bischöfe und nutzte seine Redezeit für diesen markanten Aufruf.
Der Gedanke einer Lockerung des Zölibats ist sicherlich nicht neu. Dennoch war es das erste Mal, dass die Ehelosigkeit katholischer Priester an so hoher Stelle innerhalb der Kirche in Frage gestellt wurde.
Kockerols besteht darauf, dass es ihm dabei nicht darum geht, fehlende Priesterstellen zu besetzen. "Ja, es gibt zu wenige Priester, aber diese Krise werden wir nicht lösen, indem wir verheiratete Männer zu Priestern berufen."
Ihm geht es um das Prinzip, um die grundsätzliche Frage der kirchlichen Berufung. "Die Kirche beruft Menschen, um zu dienen und Priester zu werden. Aber warum muss man dafür ledig sein?"
Es ist auf den ersten Blick ein kleiner Schritt, den der Brüsseler Weihbischof da vorschlägt. Denn wer die Priesterweihe abgelegt hat, soll seiner Meinung nach auch weiterhin nicht heiraten dürfen. Nur wer bereits verheiratet ist, sollte nicht vom Sakrament der Priesterweihe ausgeschlossen werden.
Rolle der Frau
Zwischen den Zeilen steckt aber noch einiges mehr darin. Den Begriff "verheiratete Männer" hat Weihbischof Kockerols in seiner Rede in Rom nämlich sorgfältig vermieden. Lieber spricht er von "jungen Leuten". Und das lässt natürlich Raum zur Interpretation. Ist seiner Meinung nach auch die Berufung einer Frau zur Priesterin möglich?
Die Antwort ist ein klares Jein. "Die Frage stellt sich natürlich", erklärt der Weihbischof ausweichend. "Aber sie kommt zu früh. Das ist eine noch viel wichtigere Frage und wir müssten erst einmal grundsätzlich die Position der Frau in der Kirche überdenken. Da ist noch eine Menge Arbeit nötig."
Die katholische Kirche tut sich mit Veränderungen schwer. Auch ohne explizit die Frage der weiblichen Priesterschaft anzusprechen hat der Vorstoß des Weihbischofs gemischte Reaktionen hervorgerufen. "Innerhalb der Kirche gibt es viele Menschen, die so denken wie ich. Manche tun sich aber noch ein bisschen schwer. Zumindest im Moment. Es wird noch ein bisschen dauern, um sie vielleicht zu überzeugen."
Wie der Vatikan auf diesen markanten Aufruf reagieren wird, bleibt also abzuwarten. Weihbischof Kockerols hat Papst Franziskus seine Meinung kundgetan. Jetzt wartet er auf eine Antwort.
Peter Eßer
Endlich mal einer, der Mut beweisst und Klartext redet. Das Zwangszoelibat ist einfach ein Unding und gehoert abgeschafft in der katholischen Kirche. Das wird wahrscheinlich irgendwann kommen, nur wird es noch lange dauern. Bestimmt 40 Jahre. Da kann man wirklich nur hoffen und beten. Zumindest sollte jetzt mal oeffentlich diskutiert werden, damit ein Umdenken bei den Kirchenoberen erfolgt.