Es waren alarmierende Zahlen des belgischen Fleischverbandes Febev, die die VRT da in die Hände bekommen hatte. Die Herkunft von einem Drittel des Rindfleischs in den belgischen Supermärkten sei nicht nachvollziehbar. Dabei soll das eigentlich immer der Fall sein. Doch alles der Reihe nach…
Jedes Rind, das in Belgien geschlachtet wird, bekommt eine sogenannte Ohrnummer. Diese Ohrnummer ist Bestandteil der Chargennummer, die auf den Fleischverpackungen steht. So kann man nachvollziehen, von welchem Rind das Stück Fleisch stammt und wo das Tier geschlachtet wurde. Die Schlachtbetriebe sind deshalb verpflichtet, das Ohr zur Kontrolle einige Zeit aufzubewahren.
Um zu prüfen, ob dieses System auch funktioniert, hat die Febev die Rückverfolgbarkeit getestet. Mit DNA-Proben des Fleischs in den Supermarktregalen hat sie überprüft, ob Nummer und Fleisch tatsächlich übereinstimmen.
Das Ergebnis war auf den ersten Blick erschütternd: Erstens waren nur 18 der 34 Rinderohren verfügbar, also gerade mal die Hälfte. Zweitens: Bei den 18 DNA-Proben, zu denen ein Ohr gefunden werden konnte, gab es gerade mal zwölf Übereinstimmungen. Bedeutet unterm Strich: Bei einem Drittel der Proben war die Herkunft nicht nachvollziehbar. Potential für einen neuen Fleischskandal. So der Stand am Freitagmorgen.
Aus dem Kontext und nicht repräsentativ
Febev dementierte dann am Freitagmittag. Die Zahlen seien aus dem Kontext gerissen, erklärte Michael Gore, Präsident der Febev. "Der Sektor will die Rückverfolgbarkeit noch weiter verfeinern - und zwar per DNA. Die Proben haben lediglich beweisen wollen, ob das überhaupt möglich ist", so Gore.
Außerdem sei die Zahl von 34 Proben überhaupt nicht repräsentativ. "Wir haben ein Budget für den Test vorgesehen gehabt. Doch das war viel zu niedrig", so Michael Gore. Und der Test habe gezeigt, dass man mehr Akteure mit ins Boot hätte nehmen müssen.
Es habe nicht daran gelegen, dass die Ohren nicht aufbewahrt worden seien, sondern von manchen Rindern die Ohren nicht rechtzeitig zur Analyse geschickt wurden. Das bedeute nicht, dass sie nicht da waren, so die Febev. Die dann gezwungenermaßen nur mit den vorhandenen Ohren gearbeitet hat.
Ende gut, alles gut?
Der Sektor ist seit dem Veviba-Skandal vom vergangenen März in Alarmbereitschaft. Die Afsca hat die Kontrollen seitdem verstärkt. Dabei kam heraus, dass es in fast einem Viertel der Schlachthöfe Probleme mit der Etikettierung und damit der Rückverfolgbarkeit gibt.
Trotzdem seien die Zahlen gut. "In den vergangenen drei Jahren hat die Afsca über 1.200 DNA-Analysen von Rindfleisch durchgeführt. Davon waren 92 Prozent konform", erklärt Afsca-Sprecherin Liesbeth Van De Voorde.
Für die restlichen acht Prozent gebe es aber eine Erklärung: Menschliche Fehler und Nachlässigkeiten in den Schlachtbetrieben. Wie dem auch sei. Es habe jedenfalls zu keinem Zeitpunkt eine Gesundheitsgefahr gegeben.
Volker Krings