Es ist tatsächlich ein alarmierender Bericht des belgischen Fleischverbandes Febev, den die VRT in die Hände bekommen hat. Die Herkunft von einem Drittel des Rindfleischs in den belgischen Supermärkten ist nicht nachvollziehbar. Dabei sollte das eigentlich der Fall sein.
Jedes Rind, das in Belgien geschlachtet wird, bekommt eine sogenannte Ohrnummer. Diese Ohrnummer ist Bestandteil der Chargennummer, die auf den Fleischverpackungen steht. So kann man nachvollziehen, von welchem Rind das Stück Fleisch stammt, und wo das Tier geschlachtet wurde. Die Schlachtbetriebe sind deshalb verpflichtet, das Ohr einige Zeit aufzubewahren. Zur Kontrolle.
Testergebnis ernüchternd
Um zu prüfen, ob dieses System auch funktioniert, hat die Febev die Rückverfolgbarkeit getestet. Mit DNA-Proben des Fleischs in den Supermarktregalen hat sie überprüft, ob Nummer und Fleisch tatsächlich übereinstimmen.
Das Ergebnis war erschütternd: Erstens waren nur 18 der 34 Rinderohren verfügbar, also gerade mal die Hälfte. Zweitens: Bei den 18 DNA-Proben, zu denen ein Ohr gefunden werden konnte, gab es gerade mal zwölf Übereinstimmungen.
Das bedeutet unterm Strich: Ein Drittel des Fleisches ist nicht rückverfolgbar. Und auch wenn die Zahl der Proben mit 34 recht klein war, es bleibt zu vermuten, dass umfassendere Untersuchungen nicht viel besser ausfallen.
Auch "Belbeef" keine Garantie?
Hinzu kommt: "Belbeef", ein Qualitätslabel der Febev, garantiert dem Kunden, dass er ein Stück Fleisch von einem belgischen Rind kauft. Es könnte aber auch sein, dass das Rindfleisch, trotz Belbeef-Label gar kein belgisches Fleisch war, oder zumindest von zweifelhafter Herkunft ist.
Verbraucherschutzminister Kris Peeters findet das alarmierend: Es könne ja nicht sein, dass der Verbraucher einem Qualitätslabel vertraut, und das dann gar nicht stimmt. "Das muss so schnell wie möglich aufgeklärt werden."
Wieder einmal ein Fleischskandal? Möglich… Vor allem, weil das Problem bekannt war. Sowohl der Föderalen Agentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette Afsca als auch den Supermarktketten.
In fast einem Viertel der Schlachthöfe gibt es nämlich laut Afsca-Bericht Probleme mit der Etikettierung und damit der Rückverfolgbarkeit. In den Zerlegebetrieben liegt die Fehlerquote bei fast 40 Prozent und in den Kühlhäusern sogar bei über 50 Prozent.
Es scheint also, dass in jeder Etappe der Fleischverarbeitung geschummelt wird. Reagiert hat trotz der Ergebnisse niemand. Weder die Afsca, noch die Supermärkte.
Supermärkte beruhigen
Delhaize wusste tatsächlich von den Problemen, sagt aber, es handele sich nicht um einen mutwilligen Betrug, wie Roel Dekelver erklärt: "Es hat menschliche Fehler, Nachlässigkeiten in den Schlachtbetrieben gegeben. Dabei wurden Teile von verschiedenen Rindern vermischt, und damit auch deren DNA." Und Delhaize beruhigt: Belbeef Fleisch stamme definitiv auch aus Belgien.
Colruyt reagierte am Freitag ebenfalls umgehend. Man sei die einzige Supermarktkette Belgiens mit eigenen Zerlegebetrieben. 98 Prozent des Fleisches komme deshalb aus der eigenen Produktion und könne auch vollständig kontrolliert werden.
Volker Krings