In den nationalen Sortierzentren steht am Mittwochmorgen alles still. Kein LKW verlässt das Gelände. Die Chauffeure streiken noch nicht, sind aber technisch arbeitslos. Denn niemand ist da, um die Pakete und Briefe vorzubereiten.
Der Streik wird zu 90 Prozent befolgt, erklärt Patrick Van Den Berghe von der Christlichen Gewerkschaft. Wenn nur zehn Prozent zur Arbeit erschienen sind, dann ist das wohl ein deutliches Zeichen dafür, dass in den belgischen Sortierzentren etwas falsch läuft, so Van Den Berghe.
Die Bpost-Mitarbeiter sind unzufrieden: über fehlendes Personal, hohen Arbeitsdruck und immer wieder neue Sparmaßnahmen. Außerdem hängt über einigen Mitarbeitern das Damokles-Schwert der Entlassung, erklärt Olivier Canon von der CSC Transcom Charleroi. 2020 sollen in Charleroi nämlich Abteilungen wie die Gebäudereinigung oder das Catering ausgelagert und damit privatisiert werden.
Allesamt Sparmaßnahmen, die immer zu Lasten des Personals gingen, erklärt Marijke De Pauw von der sozialistischen Gewerkschaft. Die Direktion tue nichts für das Personal. Alles nur zum Vorteil der Aktionäre, so De Pauw. Außerdem: Bpost-Chef Koen van Gerven kommuniziere mit den Aktionären, ohne vorher mit den Sozialpartnern zu sprechen, beklagt Grégory Vandersmissen von der CSC.
Nur weil der Aktienkurs falle, überlege man die Austragung der Post und der Pakete auf zwei bis drei Tage pro Woche zu reduzieren. Dieser sogenannte Zukunftsplan habe aber katastrophale Folgen für das Personal, sagt Grégory Vandersmissen. Immerhin stünden da Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Ab Donnerstag streiken dann die Chauffeure der Post-LKW. Auch sie klagen über Arbeitsdruck. Hinzu kommt: Neues Personal zu finden, ist schwierig. Die Löhne sind zu niedrig, erklärt Marc De Mulder, von der liberalen Gewerkschaft. Die Bpost-Chauffeure verdienten 11,12 Euro pro Stunde, im Transportbereich zahle man aber 15 Euro. Man könne die Menschen eben nicht zehn bis elf Stunden arbeiten lassen, ohne sie auch anständig zu bezahlen.
Am Freitag wird es dann besonders heikel. Dann streiken die Postboten. Am Montag folgen dann die Schaltermitarbeiter und die Callcenter. Am Dienstag dann ein vollständiger Stopp der Paketzustellung.
Die Gewerkschaften hoffen auf eine schnelle Einigung mit der Direktion. Die Geschäftsführung von Bpost hat für Donnerstag zu weiteren Gesprächen eingeladen. Von Gewerkschaftsseite wurde darauf aber zunächst mit Skepsis reagiert. Das Misstrauen sei groß, hieß es.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde weiter gestreikt, so de Mulder. De Mulder hofft zwar auch nicht, dass der Streik länger als fünf Tage dauert, doch das hänge alleine von der Direktion ab. Einen Streik bis zum bitteren Ende, den hätte es bei der Post seit 1983 nicht mehr gegeben.
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