Vor einem Jahr meldete sich plötzlich ein älterer Mann und sagte aus, dass sein Bruder Christiaan Bonkoffsky, ein ehemaliger Gendarm, ihm auf seinem Sterbebett gesagt haben soll, dass er ein Mitglied der Killerbande von Brabant gewesen sei.
Da Christiaan Bonkoffsky Ähnlichkeiten mit einem Phantombild des "Riesen" hatte, kam die Öffentlichkeit schnell zu dem Schluss, dass es sich bei Christiaan Bonkoffsky um den Riesen gehandelt haben muss.
Auch die Staatsanwaltschaft nahm diesen Hinweis zunächst sehr ernst, kam dann aber im April schon zu dem Schluss, dass Christian Bonkoffsky mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Riese war.
Eine Annahme, die die Staatsanwaltschaft jetzt in eine Gewissheit verwandelt hat. Was genau sie zu dieser Gewissheit gebracht hat, das will die Staatsanwaltschaft allerdings nicht bekanntgeben.
Familie hat Fragen
Die Angehörigen von Christian Bonkoffsky sind unzufrieden mit der Behauptung der Staatsanwaltschaft. Bonkoffsky selbst habe nie gesagt, dass er der Riese sei. Sondern nur, dass er Mitglied der Bande gewesen sei. Außerdem stört es die Familie, dass durch die Staatsanwaltschaft jetzt die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussage von letztem Jahr in Frage gestellt wird.
Der Untersuchungsrichter habe auch nie eine Uhr von Christian Bonkoffsky mit der darauf befindlichen DNA untersucht, gibt die Familie an und fragt: Warum nicht? Sie stellt auch die Vermutung an, dass die Staatsanwaltschaft vielleicht bewusst nicht mehr weiter ermitteln will. Denn Christian Bonkoffsky war von Beruf Gendarm - also ein Staatsdiener.
Die Familie vermutet, dass die Staatsanwaltschaft deshalb wenig begeistert war, die Untersuchung in ihre eigenen Reihen hineinzutragen. Sie will in den nächsten Tagen selbst mit Vertretern der Staatsanwaltschaft reden, kündigt ihr Anwalt an.
Neuer Zeugenaufruf
Die Staatsanwaltschaft hat jedenfalls einen neuen Zeugenaufruf gestartet. Sie wendet sich bewusst an mögliche Mittäter. Seit Sommer gibt es in Belgien ein Kronzeugengesetz. Und der Sprecher der föderalen Staatsanwaltschaft, Eric Von Der Sypt, hat extra noch mal auf dieses Gesetz verwiesen und gesagt: Dieses Kronzeugengesetz ist besonders auch wegen der Killerbande von Brabant verabschiedet worden.
Damit sich Zeugen zu der Sache melden, die bislang vielleicht Angst vor Strafe hatten, weil sie eben Helfer oder selbst sogar Mitglieder der Bande waren. Zumindest nach außen hin gibt sich die Staatsanwaltschaft weiter zuversichtlich, dass sich da noch etwas tut in Sachen Killerbande von Brabant.
Die Killerbande von Brabant hatte zwischen 1982 und 1985 28 Menschen in Belgien getötet. Über die Mitglieder der Bande weiß man bis heute nichts.
Kay Wagner