Sarah Kaba war im Dezember 2014 nach Belgien geflüchtet, zusammen mit ihrem heute achtjährigen Sohn und der heute fünfjährigen Tochter. Sarah Kaba war Opfer von Genitalverstümmelung und hat die Flucht aus der Elfenbeinküste entschieden, weil sie verhindern wollte, dass ihre Tochter beschnitten wird.
Die Beschneidung ist ein unvorstellbar schmerzhaftes Ritual, bei dem den Mädchen im Alter vor der Pubertät die Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt werden. Dabei kommt es dann oft zu Blutungen und Entzündungen, nicht selten sterben die Mädchen in der Folge auch. Außerdem sind sie von der Beschneidung stark traumatisiert.
Sarah Kaba hat das erlebt und wollte es ihrer Tochter ersparen. Deshalb flüchtete sie und beantragte in Belgien Asyl. Doch das hat ihr die Ausländerbehörde verweigert. Zu den Gründen liegen keine Angaben vor. Wie die RTBF meldet, hat sich die Familie im Laufe der Jahre gut in Esneux integriert. Die Kinder gehen in die städtische Grundschule, die Mutter hat eine Ausbildung als Pflegehelferin gemacht.
Trotzdem hat die Ausländerbehörde jetzt entschieden, dass Sarah Kaba und ihre Kinder Esneux am Donnerstag verlassen müssen. Sie haben Anweisung erhalten, sich in ein Rückkehrzentrum zu begeben, von wo aus sie zur Elfenbeinküste gebracht werden - sei es freiwillig oder unter Zwang.
Die Bürger von Esneux machen gegen die Ausweisung mobil - und nicht nur die sie. Die Aktion wird sogar vom ÖSHZ unterstützt. Der Präsident, Bernard Marlier, sagte der RTBF, Sarah Kaba sei eine sympathische nette Person und sie sei den Behörden gegenüber immer korrekt aufgetreten. Die Kinder seien freundlich und höflich, lernten gut und hätten unter den Klassenkameraden viele Freunde.
Am Dienstag haben sich die Bürger von Esneux und Tilff versammelt, um Druck auf die Ausländerbehörde auszuüben. Die Anwältin der Familie will jetzt einen letzten Versuch unternehmen und ein neues Regularisierungsverfahren beantragen. Gleichzeitig wurde ein Aufruf gestartet, dass jemand Frau Kaba eine Arbeitsstelle fest zusichert. Sie hat ja ein Diplom als Krankenpflegerin und könnte folglich arbeiten. Und mit einem Job in Aussicht stünden die Chancen auf ein Aufenthaltsrecht besser.
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