Es handelt sich um keine geringeren als den ehemaligen Präsidenten des Verwaltungsrats von Publifin, André Gilles, und seinen Stellvertreter Dominique Drion. Beide hatten im Verlauf des Skandals bei Publifin alle ihre Ämter abgegeben, wie es damals hieß. Gilles wurde wegen des Skandals auch noch aus seiner Partei, der PS, ausgeschlossen. Drion gab Monate später auf deutlichen Druck seiner Partei, der CDH, ebenfalls sein Parteibuch ab. Mit ihnen gehen musste auch Georges Pire von der MR.
Geblieben von den vier starken Männern, die besonders großen Einfluss auf die undurchsichtigen Strukturen bei Publifin hatten, ist nur Stéphane Moreau. Der Chef von Nethys ist weiter Chef dieses operativen Arms der Interkommunalen. Und wie es scheint, spielt er auch eine wichtige Rolle in dem Comeback, das sowohl Gilles als auch Drion jetzt still und heimlich gefeiert haben.
Obwohl: Ganz weg waren sie wohl nie. Wie die Zeitung Le Soir am Wochenende berichtete, bleib Drion weiter Verwaltungsratsmitglied bei Publilec, eine Energiegesellschaft, an der Publifin die Mehrheit besitzt, sowie Vizepräsident von Ogeo Fund, ein Pensionsfonds mit Verbindungen zu Publifin. Gilles seinerseits trat nicht als Präsident von Publipart zurück, mehrheitlich getragen von Publilec und damit indirekt wieder von Publifin.
"Skandalös"
Ein paar Tage vor Le Soir hatte das Wochenmagazin "Le Vif" darüber berichtet, dass im Juni Gilles in seinem Amt als Präsident von Publipart für sechs weitere Jahre bestätigt worden war. Drion war neu in den Verwaltungsrat hineingewählt worden, in dem sich auch Stéphane Moreau befindet. Moreau und Vertraute von ihm sollen dabei ihre Finger mit im Spiel gehabt haben. Drion ist überdies in den Verwaltungsräten zweier weiterer Unternehmen wieder aktiv geworden, die ebenfalls zum Imperium von Moreaus Netyhs gehören.
"Das ist wirklich skandalös", regte sich PTB-Sprecher Raoul Hedebouw am Montagvormittag in der RTBF auf. "Solche Dinge fördern die anti-politische Einstellung der Menschen. Denn was wollen sie den Menschen sagen, wenn alle Hauptverantwortlichen des Skandals bei Publifin wieder alle zu Publifin zurückkehren?"
Empörung auch bei den Mitgliedern des nach dem Skandals neu formierten Verwaltungsrats von Publifin. Sie wollen von dem Wiedereintritt von Gilles und Drion nichts gewusst haben. Fabian Culot von der MR erklärt: "Die Ernennung der Verwaltungsratsmitglieder ist Aufgabe der Generalversammlungen der untergeordneten Gesellschaften." Deshalb habe das eben geschehen können. Aber: "Wir werden jetzt dafür sorgen, dass wir über die Sache aufgeklärt werden", fügt Culot hinzu. Es sei nicht die Logik des neuen Verwaltungsrats, dass Gilles und Drion jetzt wieder indirekt bei Publifin arbeiten würden, so Culot.
Personengeschacher unter Freunden
Das bestätigt auch sein Ratskollege Marc Hody von Ecolo. Er prangert das System der Seil- und Freundschaften an. "Das ist eine kleine Gruppe von Personen, die die gleichen Interessen verfolgen, die sich köstlich amüsieren und alle Vorteile des Systems ausnutzen. Die darüber entscheiden, wer wo aufgenommen wird und wer wo zu gehen hat", sagt er.
Genau dieses Personengeschacher unter Freunden beklagt auch die zuständige Ministerin bei der wallonischen Regierung, Alda Greoli (CDH). "Dass Personen - und dabei ist es mir egal, was sie vorher gemacht haben - weiterhin verantwortungsvolle Posten haben wollen, nur weil das durch Absprachen unter Freunden so geregelt werden kann, verärgert mich über alle Maßen", kommentiert sie.
Ob Konsequenzen gezogen werden aus all der Empörung, ist unklar. Auch Nethys-Chef Stéphane Moreau hätten viele Politiker laut eigenen Aussagen ja gerne aus Publifin verbannt. Das ist nicht geschehen. Ähnliches könnte sich jetzt mit Gilles und Drion wiederholen.
Kay Wagner