Demnach gab es bereits Mitte der 90er Jahre alarmierende Berichte über den Zustand des Betons, die allerdings zu keinerlei Konsequenzen führten. Seit Übernahme durch den französischen Energiekonzern Suez im Jahr 1998 sei nichts mehr in den Unterhalt der Kraftwerke investiert worden, so der anonyme Mitarbeiter.
Seit diesem Zeitpunkt sei dem Gewinn die größte Priorität eingeräumt worden. Investitionen in den Unterhalt wurden so weit wie möglich heruntergefahren. Engie Electrabel hat die Vorwürfe zurückgewiesen und behauptet, jährlich 200 Millionen Euro in den Unterhalt der Kernkraftwerke zu investieren.
Am 19. September hatte Engie Electrabel Betonschäden an Doel 4 und Tihange 2 bekanntgegeben und die beiden Atomkraftwerke abgeschaltet. Zuvor waren bereits Schäden im Beton von Tihange 3 und Doel 3 festgestellt worden. Tihange 3 ist derzeit immer noch abgeschaltet, Doel 3 ist inzwischen wieder ans Netz gegangen.
Electrabel zieht Wartung von Tihange 1 vor
Engie Electrabel will die Wartungsarbeiten an Tihange 1 vorziehen und verkürzen, sodass der Reaktor Mitte November wieder Strom liefern kann. Das hat der Konzern am Freitagvormittag bekanntgegeben. Zusätzlich soll die Wartung auch verkürzt werden. Die Arbeiten sollen demnach schon am 13. Oktober starten und bis zum 17. November dauern.
Dadurch würde sich die Zeitspanne, in der nur ein Atomkraftwerk von sieben Strom produziert, verkürzen. Nach den aktuellen Planungen ist Anfang November nur Doel 3 am Netz.
Ob damit eine drohende Stromknappheit abgewendet werden kann, ist fraglich. Nach Angaben von Netzbetreiber Elia droht für den gesamten Winter ein struktureller Strommangel, und nicht nur im November.
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