Die Ministerin mache es sich zu einfach, die Schuld allein beim Stromlieferanten Engie Electrabel zu suchen, so der Tenor der Kritik. Auch Marghem trage eine Verantwortung, weil sie sich "blind" auf die Aussagen von Electrabel verlassen und keinen Plan B vorbereitet habe.
PS, SP.A, CDH, Ecolo und Groen: Sie alle ließen Montagabend nicht lange mit ihrer beißenden Kritik an Marghem warten. Marghem hatte in einer Presseerklärung zuvor gesagt, dass sie von Electrabel falsch informiert worden sei. Sie habe nicht gewusst, dass Wartungsarbeiten an Reaktoren in Tihange dazu führen werden, dass im November voraussichtlich nur der Kernreaktor Doel 3 Strom in Belgien produzieren wird.
Electrabel wehrt sich zwar gegen die Vorwürfe – aber das macht im Grunde alles nur noch schlimmer für die Ministerin. Vor zwei Wochen habe sie sich noch selbst gelobt – und jetzt herrsche Chaos, spottete die PS. Nur Schuldzuweisungen – kein eigener Lösungsansatz, so die Kritik von SP.A.
Und der Fraktionsvorsitzende von Ecolo und Groen in der Kammer, Jean-Marc Nollet, polterte: "Vier Jahre lang – weil sie jetzt seit vier Jahren Ministerin ist – hat sie sich von Electrabel komplett blenden lassen. Heute aus allen Wolken zu fallen und zu sagen, dass sei die Schuld von Electrabel: Nein! Sie trägt auch einen Teil der Verantwortung, und dazu muss sie stehen.“
Marghem: Keine Stromknappheit zu befürchten - Notfallplan reaktiviert
Energieministerin Marghem geht nicht davon aus, dass es im November zu einem Blackout in Belgien kommen wird. Das sagte sie am Dienstagmorgen im RTBF-Hörfunk. Sie arbeite mit dem Energiekonzern Electrabel daran, dieses Szenario unter allen Umständen zu vermeiden.
Vorsichtshalber sei der Notfallplan von 2014 reaktiviert worden. In diesem Plan wurde festgelegt, in welchen Regionen der Strom bei Engpässen abgeschaltet werden sollte. Ballungsräume, ebenso wie die Schlüsselindustrie, Krankenhäuser und der öffentliche Transport sollten davon ausgeschlossen bleiben.
Der Notfallplan sei aber der letzte Ausweg, so die Ministerin. Derzeit wird nach ihren Angaben geprüft, ob Belgien Strom aus den Nachbarländern Deutschland oder Frankreich dazukaufen könnte.
Drohende Stromknappheit: Marghem sieht Electrabel in der Verantwortung
Kay Wagner