Der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin (CDH) kündigte bereits regionale Hilfen für die betroffenen Schweinezüchter an. Auch die EU wird den Schweinezüchtern helfen. Vor der Entscheidung zur Notschlachtung hatte sich Landwirtschaftsminister Denis Ducarme (MR) bei der Europäischen Kommission rückversichert, dass die Notschlachtung von ihr mitgetragen werde. 50 Prozent der Entschädigungen, die an die betroffenen Landwirte gezahlt werden sollen, sollen demnach aus Töpfen der EU kommen.
Die Anordnung zur Notschlachtung sei als außergewöhnliche Maßnahme notwendig, um eine Katastrophe zu verhindern, begründete Ducarme am Sonntag im Radio der RTBF.
58 Schweinezüchter und rund 4.000 Hausschweine in der Provinz Limburg werden von der Notschlachtung betroffen sein. Diese Züchter und ihre Schweine müssen quasi den Kopf hinhalten, um die ganze Branche zu schützen.
"Es gibt Tausende von Schweinen in Belgien", erinnerte Ducarme. "Das ist ein Sektor, von dem viele Arbeitsplätze abhängen, in dem Arbeitsplätze entstehen, in dem 15.000 Menschen direkt beschäftigt sind und der auf den Export ausgerichtet ist."
Schweinezucht-Verbände plädieren für andere Lösung
Die Schweinezüchter reagieren mit Erstaunen auf die Ankündigung des föderalen Landwirtschaftsministers Denis Ducarme, vorsorglich 4.000 Schweine schlachten zu lassen. Minister Ducarme hat Entschädigungen versprochen. Trotzdem sind die Schweinezüchter beunruhigt. Bei den Notschlachtungen handele es sich um eine radikale Maßnahme, die nur im äußersten Notfall angewandt werden sollte, betonen die Verbände Febev (Fédération belge de la viande), FWA (Fédération wallonne de l'Agriculture) und Fugea (Fédération unie de groupements d'éleveurs et d'agriculteurs). Die Verbände hoffen, die Notschlachtungen noch verhindern zu können.
Mit ihrer Kritik treffen die Verbände den Nerv der betroffenen Bauern. Jérôme Gérard, Schweinezüchter aus Lahage ganz im Süden der Provinz Luxemburg, fragt: "Warum nimmt man sich die Hausschweine vor, die gesund sind und bei denen noch keine Schweinepest aufgetreten ist? Warum geht man nicht gegen die Wildschweine vor? Die sind ja mit dem Virus infiziert. Man sollte doch vielleicht lieber das Problem bei der Wurzel anpacken, und uns unsere Schweine lassen, die bisher noch völlig gesund sind."
Schaden geht über reinen Wert eines Tiers hinaus
Der Verlust der Schweine bedeutet auch eine unsichere Zukunft. Zwar würden den Schweinezüchtern pro Schwein, das notgeschlachtet wird, wohl 800 Euro gezahlt. "Aber was werden wir darüber hinaus für eine Entschädigung erhalten?", fragt sich Schweinezüchter Gérard. Zwei Jahre nach der Ausrottung der Schweinepest werde es ihm und seinen Kollegen verboten sein, Hausschweine zu züchten. Gérard fragt: "Wovon sollen wir leben, nachdem wir eine Entschädigung für die jetzt zu schlachtenden Schweine erhalten haben?" Eine Frage, auf die es noch keine klare Antwort gibt. Hilfen sind zwar zugesagt, und sogar die EU-Kommission will sich daran beteiligen.
Doch wie genau über die ersten Entschädigungszahlungen hinaus geholfen werden kann, weiß auch der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin (CDH) noch nicht. Er empfing am Montag in Namur Vertreter verschiedener Berufsgruppen, die von der Schweinepest betroffen sind. Zu denen gehören auch die Förster und die holzverarbeitende Wirtschaft. Die Hälfte des gesperrten Gebiets besteht aus Waldflächen. François Deneubourg vom wallonischen Forstwirtschaftsbüro erklärt: "Das Problem für uns, die wir uns mit dem Holz im Wald beschäftigen, liegt darin, dass sich zwei Krisen überlappen. Zum einen gibt es das Problem der Borkenkäfer als Konsequenz der großen Trockenheit des Sommers und des Sturmholzes von Anfang des Jahres. Und jetzt die Schweinepest, die den Zugang in das Gebiet zurzeit unmöglich macht."
63.000 Hektar Fläche sind zurzeit abgesperrt. In diesem Gebiet sollen sich die Wildschweine befinden, die von der Afrikanischen Schweinpest befallen sind. Menschen dürfen in das Gebiet nicht rein. Auch für die Züchter von Weihnachtsbäumen könnte das geschäftsschädigend sein. Jonathan Rigaux, Präsident der ardennischen Baumschulgärtner, macht sich deshalb Sorgen. Sollte das Zutrittsverbot in das abgesperrte Gebiet noch Monate gelten, könnten die Züchter die Weihnachtsbäume, die dort wachsen, nicht markieren und nicht verkaufen. "Wir werden sie nicht vermarkten können", sagt Rigaux.
EU-Kommission lobt Krisenmanagement
Die Europäische Kommission lobte am Montag das Krisenmanagement, mit dem Belgien das Problem der Afrikanischen Schweinepest angeht. Auch die Notschlachtung der Hausschweine in dem betroffenen Gebiet begrüßte eine Kommissionssprecherin.
Das sei eine nötige Vorsichtsmaßnahme, um die Ausbreitung der Pest bei Hausschweinen zu vermeiden. Denn sollten auch Hausschweine von der Pest befallen werden, würde das eine große Bedrohung für die europäische Wirtschaft bedeuten.
Afrikanische Schweinepest: Guy Maréchal zum Rücktritt aufgefordert
belga/km/kw