Gegen 9 Uhr am Montagvormittag bemerken Polizisten, die durch die Straßen rund um den Brüsseler Maximilianpark patrouillieren, einen Mann, der auf dem Boden liegt. Sie fordern den Mann dazu auf, aufzustehen. Doch schnell kommt es zu Streit. Was diesen Streit ausgelöst hat, ist noch nicht bekannt. Ein Augenzeuge berichtet: "Es hat einen Streit mit drei oder vier Polizeibeamten gegeben. Der Mann war sehr erregt. Die Beamten haben versucht, ihn ein bisschen zu beruhigen, auch mit Pfefferspray. Aber das hat nichts geholfen, der Mann ist noch aggressiver geworden."
Plötzlich zog der Mann ein Messer und hielt es Richtung Polizisten. "Die Beamten haben den Mann mehrere Male dazu aufgefordert, das Messer wegzulegen", berichtet Ine van Wymersch, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Doch das habe der Mann nicht gemacht. Vielmehr habe er mit dem Messer nach den Beamten gestochen. Einer habe das Messer am Kopf abbekommen. "Der Polizist ist verwundet in ein Krankenhaus gebracht worden. Ein Kollege hat auf den Mann mit dem Messer geschossen. Eine Kugel hat er ins Bein, eine andere Kugel in den Brustbereich bekommen", sagt van Wymersch.
Ermittlungen eingeleitet
Die Staatsanwaltschaft hat jetzt zwei Ermittlungen eingeleitet. Zum einen wird der Einsatz der Schusswaffe untersucht. Zum anderen richtet sich das Interesse der Ermittler auf den Angreifer. Am späten Nachmittag gab die Staatsanwaltschaft bekannt, dass es sich um einen 43-jährigen Belgier mit ägyptischer Herkunft handelt. Warum genau er so aggressiv auf die Polizisten reagiert hat, ist noch offen. Einen terroristischen Hintergrund schließt die Staatsanwaltschaft bislang jedoch aus.
Mehdi Kassou, Sprecher der Bürgerplattform, die sich um die Flüchtlinge im Maximilianpark kümmert, zeigt sich wenig überrascht von dem Vorfall. Seit zwei Wochen etwa stellen er und anderer Helfer, aber auch die Polizei wachsende Spannung zwischen den Flüchtlingen und der Polizei, aber auch unter den Flüchtlingen selbst fest. Kassou hat dafür auch eine Erklärung. "Die letzten zehn Tage waren besonders, denn im Maximilianpark sind plötzlich Menschen angekommen, die aus Calais oder Paris sind. Sie sind auf Parkplätzen festgenommen worden, als sie versucht haben, nach Großbritannien zu gelangen. Sie sind dann nach Brüssel gebracht worden. Wie, das wissen wir nicht genau. Aber wir haben hier Menschen im Maximilianpark gehabt, die schlicht und ergreifend nicht wussten, wo sie waren. 'Ich weiß nicht, wo ich bin', haben sie gesagt."
Spannungen provoziert?
Der Sprecher der Bürgerplattform hat die Regierung im Verdacht, bewusst fremde Menschen in den Maximilianpark zu bringen, die sich unsicher und verloren fühlen, um dadurch Spannungen zu erzeugen. Wörtlich sagt Kassou: "Bei der Methode, Menschen aufzugreifen, die das Land nicht kennen, die aus Frankreich oder anderen Ländern kommen, und sie nach Brüssel zu bringen, denke ich: Entweder ist man sich nicht darüber im Klaren, was das für die Menschen bedeutet, oder man ist unverantwortlich oder versucht quasi bewusst, Spannungen zu provozieren."
Dem Polizisten, der mit dem Messer angegriffen wurde, gehe es übrigens relativ gut, berichtet Ilse Van de Keere, Sprecherin der Polizeizone Brüssel-Ixelles. Allerdings stehe er noch stark unter dem Eindruck der Vorfälle von Montagvormittag. Denn es sei ja nicht normal, dass jemand plötzlich ein Messer zieht, wenn man ihn dazu auffordert, einen bestimmten Platz zu verlassen. "Das ist ein Schock", sagt die Polizeisprecherin.
Kay Wagner