"Frauen, seid dem Manne untertan, so wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, so wie auch Christus das Haupt der Kirche ist." So klang es am Sonntagmorgen während des Hochamts, live übertragen von der VRT aus der Abtei von Grimbergen.
Ein Bibelzitat aus dem Neuen Testament, genauer gesagt aus dem Paulus Brief an die Epheser Kapitel 5. Und das sorgte nach der Ausstrahlung in den Sozialen Medien für einigen Aufruhr, unter anderem auch beim flämischen Medienminister Sven Gatz (Open Vld). "Religionsfreiheit ok, Meinungsfreiheit ok. Aber keine rückständigen, frauenfeindlichen Aussagen auf Kosten der Allgemeinheit", twitterte er. "Hätte ein Imam so etwas im Fernsehen gesagt, dann wäre aber der Teufel los gewesen", erklärte Gatz später in der VRT.
Sven Gatz findet es traurig genug, dass solche Dinge ungefiltert im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu hören sind. So etwas habe dort nichts zu suchen. Und der Medienminister stellt die Frage in den Raum, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt noch Messen übertragen soll. Das macht die VRT aber schon seit langem so, und das ist auch Teil des Geschäftsführungsvertrages mit der flämischen Regierung. Die VRT selbst ist für das, was während der Messe gelesen wird, inhaltlich nicht verantwortlich. So ist es vereinbart.
Die Pater von Grimbergen reagierten deshalb auch überrascht. "Wir sind nicht der Meinung, dass Frauen dem Manne untertan sind, Mann und Frau sind gleichberechtigt", erklärt Prior Johan Goossens.
Goosens ist verwundert. Der Text sei schon so oft vorgelesen worden, bislang habe sich niemand beschwert. Dass ein Zitat aber so eine Aufregung in den Sozialen Medien verursache, und ein Minister daraufhin alles abschaffen wolle, findet der Prior bedauerlich.
Dass Gatz die Liveübertragung von Gottesdienten abschaffen will, ist aber auch nichts Neues. Das forderte er schon Ende 2017, nachdem die VRT angekündigt hatte, in Zukunft auch zweimal im Jahr einen islamischen Gottesdienst austragen zu wollen. Im Ministerrat, beziehungsweise bei seinen Koalitionspartnern N-VA und CD&V, fand der liberale Sven Gatz allerdings keine Unterstützung für sein Vorhaben. Und so blieb alles wie bisher.
Gatz findet das scheinheilig, wenn dann solche Aussagen im Raum stehen bleiben würden. Nach dem frauenfeindlichen Bibelzitat vom Sonntag musste Gatz dann wohl gedacht haben, einen neuen erfolgreicheren Vorstoß machen zu können.
Dabei ist Gatz nicht gegen religiöse Themen. Aber wenn, dann bitteschön unter redaktioneller Verantwortung der VRT, beispielsweise im Rahmen des Tagesprogramms in Form von Interviews oder ähnlichem. Dabei sollten dann solche Aussagen wie das betreffende Bibelzitat auch mal unter die Lupe genommen und hinterfragt werden. "2000 Jahre altes Buch hin oder her. Wir haben 2018", so Sven Gatz.
Am Montagabend wurde genau das dann in der TV-Sendung Terzake gemacht. Der Antwerpener Bischof Johan Bonny findet es intellektuell unehrlich, einzelne Sätze aus der Bibel herauszupicken. Man müsse den gesamten Text betrachten. Paulus habe nicht zur Untertänigkeit, sondern zur gegenseitigen Unterstützung aufgerufen.
Der Fokus liege dabei allerdings nur zu Beginn des Textes bei der Frau, später im weitaus wichtigeren Teil bekäme nämlich der Mann die Leviten gelesen, so Bonny. Der Antwerpener Bischof gibt aber auch zu, dass man das Zitat hätte deuten sollen. Die Opferung Isaaks, die wundersame Brotvermehrung oder Jesus Feindesliebe genauso wie das betreffende Zitat - das alles seien schwer verständliche Stellen, die man eigentlich nicht ohne Erklärung verlesen dürfte.
Volker Krings
Mit Sven Gatz hat ein großer Bibelkenner sich geäußert. Erstaunlich, wie er mit einem Satz seine grosse Kenntnis auf den Punkt bringt: „2000 Jahre altes Buch hin oder her. Wir haben 2018“. Erstaunlich der Tiefgang dieser Aussage!
So hat der Volksdiener die Scheissstürmer des Netzes bedient. Trump lässt grüßen!
Vermutlich trinkt der Herr weder Grimbergen noch ein anderes von diesen Giftbieren aus den Klöstern.
„Die Bibel - und zwar nicht nur das Alte, sondern auch das Neue Testament - ist in zentralen Teilen ein gewalttätig-inhumanes Buch, als Grundlage einer heute verantwortbaren Ethik völlig ungeeignet.“ (*)
(Franz Buggle, dt. Psychologe, 1933-2011)
Sven Gatz hat recht. Wenn die Zahl praktizierender Katholiken unaufhaltsam abnimmt, scheint das Interesse an „Gottesdiensten“ im Rundfunk ohnehin sehr begrenzt.
Und...
„Frauen schulden keiner einzigen Religion Dank für auch nur einen Impuls der Freiheit.“
(Susan Brownell Anthony, am. Pionierin der Frauenbewegung, 1820-1906)
Und daran hat sich bis heute offensichtlich nichts geändert.
(*) Diese Äußerung ließe sich auch 1:1 auf den Koran, insbesondere den medinaischen Koran übertragen.
"intellektuell unehrlich, einzelne Sätze aus der Bibel herauszupicken" - ist genau das, was Gläubige jeden Tag machen. Sie picken sich nur die "schönen" Stellen heraus.
Was sie dabei gerne vergessen (NT):
Mt 10;34
"Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert."
Röm 1; 28-32
"Und da sie sich weigerten, Gott anzuerkennen, lieferte sie Gott einem verworfenen Denken aus, so dass sie tun was sich nicht gehört. [...] Wer so handelt verdient den Tod."
Hebr 10; 26-29
"Wer das Gesetz des Mose verwirft, muss ohne Erbarmen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben."
Hebr 12; 6
"Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat"
Selbst mit "Deutung"/"Interpretation"/"Auslegung" sind solche PAssagen abscheulich.
In der Tat, wer sich die Mühe macht, die Bibel, sowohl das Alte wie das Neue Testament in seiner Gänze, also außerhalb der Texte, die in Katechese oder Gottesdienst immer wieder herangezogen werden, zu lesen, der kann nicht umhin, dem von Herrn Leonard zitierten Autor Franz Buggle ("Denn sie wissen nicht, was sie glauben") zuzustimmen.
Aber selbst die gängigen Passagen wie das Opfer Isaaks durch Abraham oder die Strafgerichte Jahwes über die Feinde Israels und die unbotmäßigen Israeliten selbst zeugen nicht von dessen Liebe zu seinen Geschöpfen.
Im NT ist die Apokalypse eine einzige Orgie der Gewalt und Vernichtung. Dabei ist auch sie "Wort Gottes", wobei wendige Theologen sicher sagen werden, dass das alles "nicht so gemeint" sei.
Wer nun speziell mehr über die Situation der Frau in der christlichen Lehre erfahren möchte, der sollte mit den Stichwörtern "Theologe Kirche Frauen" googeln (Leider darf hier nichts verlinkt werden).
Richard Dawkins hat es in seinem Buch "Der Gotteswahn" treffend auf den Punkt gebracht:
"Ich bin ein Gegner der Religion, sie lehrt uns, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen."
Kant lässt grüßen...
Wo bleibt der Hinweis auf die biblische Exegese, also der Interpretation biblischer Textpassagen?
Noch öfter wird jedoch die Kunst der Eisegese angewandt, d.h. eine Aussage in Texte hinein zu interpretieren oder hinein zu deuten, die dort nicht zu finden ist und wenn nötig den Buchstaben eine konträre Bedeutung zu geben.
Nur so kann die Bibel oder der Koran ohne Schamesröte heute noch „verkauft“ werden.
Fundamentalisten, Islamisten, Kreationisten, ... reichen jedoch bereits die uninterpretierten und für aufgeklärte Beobachter unverdaulichen Originalausgaben. Zurück ins Mittelalter.
Fehlen nur noch andere Zitate des Apostels Paulus:
"Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen" ... "den es gibt nichts Schlimmeres in der Gemeinde als das Geschwätz von alten Weibern"...
Religion ist eine Suppe, die man NIEMALS so heiß essen solle, wie sie gekocht wird; und man sollte die auch nicht unbedingt so kochen, wie sie im Kochbuch steht.
Kritik an der Bibel? Absolut richtig!
Kritik an anderen "Offenbarungen" (Marx's "Kapital", Mohameds Koran, Hitlers "Mein Kampf", Josepf Smith's Buch "Mormon", Mao's rotes Buch...) sind eine gute Grundlage einer pluralistischen Gesellschaft. Möge jeder lesen, was er will.