Es ist eine Wendung, die wohl ziemlich viele überrascht hat. Knokke-Heists 74-jähriger Bürgermeister Leopold Lippens ist kein Fan mehr von Inseln vor seiner Küste. Vor zwei Jahren war das noch anders. Flämische Medien erinnern daran, dass Lippens vor zwei Jahren noch die Anlage von gleich mehreren Inseln vor seiner Gemeinde eine ganz gute Idee fand. Da könne man ja lokales Gewerbe entstehen lassen. Cafés, Restaurant, Unterkünfte.
Von all dem ist jetzt keine Rede mehr. Jetzt ist Lippens ein entschiedener Gegner von jeglicher Insel vor seiner Gemeinde. Er begründet das mit den negativen Folgen, die so eine Insel haben werde. Rund 1,2 Kilometer vor dem Strand soll sie entstehen. Es wird also eine Art Kanal zwischen Insel und Strand entstehen.
Was das bedeutet, habe er in Dubai gesehen, sagt Lippen. Da hat man dann plötzlich Plastik, Öl, allerlei Dreck und Schlick vor dem Strand. Keiner will so ein Wasser haben. "Das wird ein totes Meer werden mit einer enormen Strömung zwischen Strand und Insel", sagt Lippens. "Alles sehr negativ."
Dieser Dreck direkt vor dem Strand ist nur einer der Gründe, warum Lippens gegen die Insel ist. Alle Gründe kann man ausführlich auf der Internetseite der Gemeinde nachlesen. Dass die Gemeinde durch die Insel vor den Gefahren des Meers geschützt werden soll, sieht der Bürgermeister ein. Seine Alternative heißt: Sand aufschütten. "So, wie das die Niederlande machen", erklärt er in der VRT. "Die Niederlande haben gesagt: Inseln sind die schlechteste Lösung von allen. Also: Sand aufschütten. Und Ende der Diskussion."
Bei den verantwortlichen Politikern hat diese Proteststellung des Bürgermeisters, der in Knokke-Heist seit 38 Jahren das Sagen hat, für einige Verwirrung gesorgt. Der für die Nordsee zuständige Staatssekretär Philippe De Backer fühlte sich schließlich Anfang der Woche dazu berufen, Klarheit zu schaffen. Er kam nach Knokke-Heist und verkündete: Die Insel wird es nicht geben.
Das wiederum brachte Flanderns Infrastrukturminister Ben Weyts auf den Plan. Er ist für die Sicherheit der belgischen Nordseeküste verantwortlich und finde die Insel eine gute Idee. Bei einer Aussprache zwischen ihm und De Backer in der VRT sagte Weyts: "Ich bin immer noch überrascht von den Äußerungen des Staatssekretärs, dass es die Insel nicht geben wird. Ich erinnere mich noch an den Oktober 2016, wo wir zusammenstanden und genau diese Alternative vorgestellt haben. Als eine mögliche Alternative."
Und Weyts erklärte weiter: "Grosso modo habe ich drei Möglichkeiten, um Knokke-Heist zu schützen: Einen Schutz im Meer selbst zu bauen, auf dem Strand oder auf dem Deich. Eine der drei Möglichkeiten ist dann eben eine Versuchs-Insel. Bei der können wir dann beobachten, welche Effekte sie hat."
Und dann kam raus, dass die beiden Politiker gar nicht mal so unterschiedliche Auffassungen hatten. Zwar bestätigte De Backer, dass er gesagt habe, die Insel wird es nicht geben. Aber das habe er vor allem deshalb gesagt, um dem Eindruck zu widersprechen, dass die Insel auf jeden Fall komme. Das sei nämlich nicht so. Zunächst müssten erst noch Studien zu den Alternativen abgeschlossen, Umweltfolgen abgewägt, mit Gemeindevertretern gesprochen werden. Zwei Jahre werde das noch dauern.
Dem allen konnte De Weyts zustimmen. Weshalb sich am Ende dieses Feuilletons der Eindruck aufdrängt, dass alles nur Wahlkampfgeplänkel des Bürgermeisters war. Der stützt seine Macht in Knokke-Heist auf ein Bündnis mit der Open VLD. De Backer, der das Aus der Insel verkündet hatte, ist auch von der Open VLD, Ben Weyts dagegen von der N-VA. Die N-VA ist in Knokke-Heist in der Opposition. Die Insel als N-VA-Projekt schlecht zu reden, lässt den politischen Gegner ebenfalls schlecht aussehen. Ein Sieg im Oktober scheint Bürgermeister Lippens wichtiger zu sein, als sachlich über die Zukunft seiner Gemeinde zu diskutieren.
Kay Wagner
Keine Insel vor Knokke, keinen Kanal mit Binnenschifffahrt incl. Verschmutzung von Strand und Luft!
Stattdessen Sandanspülung in Intervallen so wie auf den Nordfries.Inseln. Dort kommt niemand auf die Idee Inseln zu bauen.
Vor Knokke ist auch kein Wattenmeer,
der Strand braucht frisches Wasser,
kein totes Wasser wo Algen wachsen.
Knokke muss eine Badstad bleiben und keine Stadt am Kanal mit Binnenschifffahrt!