Der Ort der Demonstration hatte symbolischen Wert. Das Manneken Pis, die ständig urinierende, weltbekannte Figur unweit der Grand Place in der Brüsseler Altstadt, sei das einzige Kind, das in Belgien hinter Gittern sein dürfe. Das war die Botschaft, die das Kollektiv "#NotInMyName" allein durch den Versammlungsort verbreiten wollte.
Touristen, die am Mittwochabend zum Manneken Pis wollten, kamen nicht durch. Hunderte Demonstranten verstopfen auf den engen Gassen den Zugang zur kleinen Figur. Auf Plakaten waren Sprüche wie "Schande" oder "Man sperrt keine Kinder ein" zu lesen.
Eine Sprecherin von "NotInMyName" sagte: "Niemand ist 'illegal'. Allein die Tatsache, dass eine Person nicht die richtigen Papiere besitzt, ist kein Grund, keine Rechtfertigung dafür, sie in ein geschlossenes Zentrum zu bringen".
Am Dienstag war eine Frau aus Serbien mit ihren vier kleinen Kindern in das geschlossene Asylzentrum in Steenokkerzeel gebracht worden. Seit dem vergangenen Wochenende dürften dort wieder ganze Familien eingeliefert werden, die sich laut Behörden unrechtmäßig in Belgien aufhalten.
Belgien war in der Vergangenheit bereits mehrfach vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen dieser Praxis verurteilt worden.
Kay Wagner
Nur 600 Menschen?
Wo waren die Millionen, die nicht dort aufmarschiert sind?
Kann es sein, dass wie so oft, eine kleine Minderheit ihre persönlichen Ansichten über den Staat, die geltenden Gesetze, die Durchsetzung dieser Gesetze stellt und sich legitimiert sieht, diese nicht einhalten zu müssen?
Die Wahrheit ist, dass man nicht für eingesperrte Kinder demonstriert, sondern dagegen, dass die Flucht für Ausreisepflichtige erschwert wird.
Die Häuser waren ja vorher offen, mit dem Ergebnis, dass die ausreisepflichtigen Bürger abgetaucht sind. Irgendwo muss doch auch noch die Logik einen Platz im Denken finden dürfen, ohne dass alle Verantwortlichen als Menschenfeinde und Ausländerhasser bezeichnet werden.
Im Übrigen werden die Kinder nicht in Zellen eingesperrt, wie die aufreißerische Headline suggeriert, sondern können nur das Gelände nicht verlassen, was nun doch noch etwas anderes ist. Somit müssten viele belgische Eltern ebenfalls angeprangert werden, die ihre Kinder nicht auf der Strasse spielen lassen wollen.