Ein Kleinbus rast am 17. Mai durch die Nacht. In der Nähe von Namur fällt das Fahrzeug einer Polizei-Patrouille auf, die die Verfolgung aufnimmt. Die Jagd geht über Dutzende Kilometer über die Autobahn E42. Der Fahrer will partout nicht anhalten und vollzieht einige gefährliche Manöver. Irgendwann zieht einer der Polizisten seine Dienstwaffe, ein Schuss löst sich, offenbar zielte der Beamte auf die Reifen des Kleinbusses.
Kurz darauf wird der Wagen nördlich von Mons gestoppt. An Bord befinden sich 30 Personen, Transitmigranten, die auf dem Weg nach Großbritannien sind. Die zweijährige Mawda ist über und über mit Blut beschmiert. Im Krankenhaus kann nur noch ihr Tod festgestellt werden. Wie sich später herausstellt, wurde sie von eben besagter Polizeikugel getroffen.
Der Fahrer des Kleinbusses konnte seinerzeit nicht ermittelt werden. Der Mann hatte sich unter die Migranten gemischt, von denen es offensichtlich keiner gewagt hatte, die Identität des Mannes am Steuer preiszugeben. In der Zwischenzeit konnte am Lenkrad und am Schaltknüppel des Kleinbusses DNA-Material sichergestellt werden. Und das passt zu einem 25-jährigen Mann, der in der vergangenen Woche in Großbritannien festgenommen wurde, schreiben Het Laatste Nieuws und De Morgen.
Die Staatsanwaltschaften von Mons und von Lüttich haben die Auslieferung des Verdächtigen beantragt. Die Staatsanwaltschaft von Mons will den Fahrer des Kleinbusses, in dem die kleine Mawda bei einer Verfolgungsjagd ums Leben gekommen war, für deren Tod mit zur Verantwortung ziehen. Das sagte der zuständige Staatsanwalt der VRT.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte die Polizei nicht schießen müssen, wenn der Fahrer den Anweisungen der Beamten gefolgt wäre und keine gefährlichen Fahrmanöver gemacht hätte.
rop/est