Erst letzte Woche stand der Bunker von Tihange 3 wegen möglicher Konstruktionsfehler noch in der Kritik. Bei einer Wartung hatte man entdeckt, dass der Beton des Bunkers korrodiert. Bei der Inspektion hatte man auch noch einen zweiten Fund gemacht, nämlich, dass der Bunker von Tihange nicht so gebaut wurde, wie auf den Konstruktionsplänen vorgesehen.
Laut der Atomaufsichtsbehörde Fank ist es zweifelhaft, ob der Bunker von Tihange 3 noch stabil genug ist. Und gerade der Bunker, der alle Systeme für den Notfall enthält, sollte allen möglichen Katastrophenszenarien stand halten. Deshalb wurde der Reaktorblock jetzt auch erstmal still gelegt.
Die besagten Konstruktionspläne des Bunkers scheinen nun aber weg zu sein. Das bestätigte Innenminister Jan Jambon auf eine Frage des Ecolo-Parlamentariers Jean-Marc Nollet. "Electrabel sei im Moment nicht in der Lage, die Planversion 'as built' vorzulegen." Also die Pläne, die zeigen, was tatsächlich in Tihange gebaut wurde.
Gefunden hat man wohl nur noch die Konstruktionspläne, die vor Baubeginn des Atomkraftwerks abgenommen wurden. Auf denen kann man nur leider nichts erkennen, denn sie entsprechen nicht dem, was tatsächlich in Tihange gebaut wurde. Bei der Diskussion geht es ja um Stahlbetonverstärkungen, die nicht so platziert wurden, wie auf den Ursprungsplänen vorgesehen. Da die Pläne, auf denen gezeigt wird, was tatsächlich gebaut wurde, fehlen, wird es viel also schwieriger zu klären, inwiefern die Stabilität des Bunkers durch die Konstruktionsfehler beeinträchtigt ist.
Nollet reagierte auf die Aussage von Jambon ziemlich empört. Die Probleme in den Kernzentralen häuften sich. Und dass man jetzt so wichtige Pläne einfach nicht mehr finde, zeugt laut Nollet entweder von Unprofessionalität oder sogar von Unterschlagung, denn auch von anderen Teilen des Atomkraftwerks fehlen die endgültigen Pläne.
Nollet fragt am Donnerstag in der Tageszeitung La Meuse offen, ob man die Pläne vielleicht absichtlich verloren hat, um Fehler beim Bau zu vertuschen. Er bezweifelt auch die Glaubwürdigkeit von Electrabel. Man könne dem Stromkonzern in Zukunft nicht mehr einfach so alles glauben, sagt er. Alle Pläne müssten jetzt überprüft werden, nur so könne man die Sicherheit der Bevölkerung garantieren.
meuse/ake/mg