Vor seinem Abflug nach Brüssel twitterte Donald Trump noch schnell "Nato-Länder müssen mehr bezahlen, die USA weniger. Sehr unfair." Und auch während des Flugs beklagte er sich per Tweet darüber, dass einige Nato-Länder nicht nur zu wenig investierten, sondern auch mit den Zahlungen schon Jahre lang im Rückstand seien. "Werden sie es den USA zurückbezahlen?", fragt sich der US-Präsident.
Verteidigungsminister Steven Vandeput bringen die Äußerungen Trumps nicht aus der Ruhe. "Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird", sagte er in der VRT. Trumps Kommunikationsstil sei zwar immer etwas unberechenbar, seine Botschaft sei aber nicht neu. "Wenn Europa seine Verteidigungsbereitschaft erhalten will, dann müssen die Bündnispartner auch tun, was man von ihnen erwartet", so Vandeput.
Und da hat Belgien noch einiges aufzuholen. Mit seinen Verteidigungsausgaben in Höhe von 0,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ist Belgien wahrlich kein Musterschüler in der Nato-Klasse. Vandeput betont aber die Wichtigkeit des Bündnisses und dass die Regierung deshalb in den kommenden zwölf Jahren 9,4 Milliarden Euro investieren will.
Und das sei auch dringend nötig. Dreißig Jahre lang sei im Verteidigungshaushalt immer wieder fleißig gestrichen worden. Das Sparen habe die aktuelle Regierung jetzt beendet. In Zukunft müsse Belgien aber noch mehr tun. Auch wenn andere Haushaltsposten ebenfalls vor großen Herausforderungen stehen, so Vandeput.
Eine Möglichkeit, den Bündnispartner USA zu beruhigen, ist sicherlich der Ersatz für die F16-Kampfjets. Trump würde es sicher gerne sehen, wenn Belgien sich für die F-35 vom amerikanischen Hersteller Lockheed Martin entscheiden würde. Doch in der Angelegenheit ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Premier Charles Michel will das Rafale-Angebot aus Frankreich nochmals prüfen und hat als Deadline Mitte Oktober ausgerufen.
Vandeput will ebenfalls alles sehr genau analysieren. Es gehe um viel Geld und die Kapazität der belgischen Armee für die kommenden vierzig Jahre. Da wäre eine Hals-über-Kopf-Entscheidung nicht anzuraten.
Auch Trumps Unberechenbarkeit in Sachen internationale Abkommen sieht Steven Vandeput gelassen entgegen. Es gebe zwar Unstimmigkeiten, die werde man jetzt auch nicht lösen können. Aber man könne sich ja auf die Gemeinsamkeiten konzentrieren.
"Dazu muss man nur in die Vergangenheit zurückblicken", so Vandeput. "Nach zwei Weltkriegen steht fest, dass es uns mit der transatlantischen Zusammenarbeit besser geht, nicht schlechter."
Volker Krings