"Das Abenteuer beginnt", sagt die VRT-Sportjournalistin Catherine Van Eylen, die Federboa in den Nationalfarben um den Hals. Ja! Es geht endlich los.
Für die ganz treuen Fans fiel der Startschuss aber schon am Sonntag beziehungsweise Montagmorgen. Die haben sich nämlich auf den langen Weg nach Sotschi gemacht. Für sie hat Brussels Airlines eigens wieder sogenannte "Fan flights" angeboten: Direktflüge in die Spielstädte, mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Sogar die Stewardessen haben ihre Durchsage angepasst: "Tous ensemble", alle zusammen. Das ist ja einer der Schlachtrufe, den sogar die Flamen mitschmettern, Französisch hin oder her. Dafür skandieren die Frankophonen die Parole "Waar is da feestje, hier is da feestje" - alle zusammen eben.
Und ganz wichtig ist eben erstmal das "Feestje". "Wenn wir einmal in Russland sind, dann versuchen wir erstmal gute Stimmung zu machen", sagten die Fans vor dem Abflug. Und im Stadion machen wir dann mächtig Lärm. "Und wenn auch die Fans aus Panama vier Mal zahlreicher sind, wir werden lauter sein." Rund 1.000 Belgier sollen in Sotschi im Stadion sein. Das ist wenig im Vergleich zu den letzten großen Turnieren. Das ist erstmal eine Frage der Kosten. Also, er lege locker 1.200 Euro für den Spaß hin, sagte ein Fan in der VRT. Ob es das wert sei? Klar ist es das.
Hinzu kommt: Nicht nur, dass Sotschi am schwersten zu erreichen und auch die Reise die teuerste war. Von den drei Spielen war dieses hier gegen Panama eigentlich auf dem Papier das am wenigsten attraktive, , sagte ein Fan in der RTBF.
Diejenigen, die zuhause geblieben sind, sind dafür aber nicht sehr viel weniger enthusiastisch. Ein bisschen überall im Land stehen Großleinwände, auf denen die Fans das Spiel verfolgen. Der größte Bildschirm steht in Brügge: 104 Quadratmeter groß. Es heißt sogar, das sei der größte in ganz Westeuropa. 10.000 Fans verfolgen dort das Spiel.
Apropos Bildschirm: Das Rote Kreuz hat sogar in seinen Blutspendezentren Fernseher installiert. Man kann also Blut spenden und gleichzeitig das Spiel verfolgen.
In vielen Betrieben und Verwaltungen gilt seit 17 Uhr ebenfalls quasi der Ausnahmezustand. Entweder, es gelten Gleitzeiten, was es also den Mitarbeitern erlaubt, früher aufzuhören, oder die Direktion hat gleich einen Großbildschirm aufgebaut, wie zum Beispiel beim Telekomunternehmen Proximus, wo es also ein "Public Viewing" unter Kollegen gibt.
Jetzt fehlt also nur noch die passende Verpflegung. Und da haben viele Fans offensichtlich vorgesorgt. Drei Millionen Bier, 210 Tonnen Chips und Cocktailwürstchen mit einer Gesamtlänge von 26 Kilometern. Und das sind nur die Schätzungen der Supermarktkette Colruyt. Delhaize erwartet, dass der Verkauf von Grillfleisch um ein Fünftel höher liegt als sonst. Und für den "Tag danach" ist auch vorgesorgt, heißt es bei Carrefour. Man rechnet damit, dass der Verkauf von Wasserflaschen um die Hälfte steigt.
Und apropos Wasser: Sogar die Wasserwerke sehen quasi nur anhand ihrer Daten, was da gerade läuft. In der Halbzeitpause beziehungsweise sofort nach dem Spiel steigt der Wasserverbrauch nämlich sprunghaft an. Grund sind Toilettenspülungen. Niemand will auch nur ein Minütchen verpassen.
Der ganze Tag schon war im Grunde schwarz-gelb-rot. Die VRT hat eine Schule besucht, in der die Kinder allesamt ihre Fanuniform tragen durften. Von den Kids gab es dann auch gleich einige wertvolle Tipps. Gut zusammenspielen, sein Bestes geben, viel laufen, nicht aufgeben, sagen Tuur und Fee.
Bleibt noch die Frage: Was erwarten die Fans? Im Vorfeld jedenfalls waren viele Prognosen so gar nicht typisch belgisch bescheiden. Viele gehen von einem klaren Sieg aus; 3:0, 4:0, 5:0; naja, ein Gegentor gönnt man vielleicht den Panamaern.
Roger Pint