Als Hilde Crevits vor wenigen Tagen die Grundschule "De Triangel" in Brügge besuchte, da empfingen die Schüler sie mit einem selbst komponierten Lied. "Die Straße vor der Schule, die Straße vor der Schule, da gehe ich zu Fuß oder fahre mit dem Fahrrad", so der Text des fröhlichen Liedes.
Die Erfahrungen, die die Schule mit der Verbannung der Autos aus der Straße vor dem Schuleingang gemacht hat und immer noch macht, sind gut. 90 Prozent der Eltern geben an, mit dieser Entscheidung zufrieden zu sein.
Zu Beginn des Schuljahrs hatte die Brügger Schule die autofreie Straße eingeführt. Dreimal am Tag für jeweils eine halbe Stunde wird die Straße für Autos gesperrt. Immer dann, wenn die meisten Kinder zur Schule gehen oder den Heimweg antreten.
Gegen Ende vergangenen Jahres führte Greenpeace dann einen Test zur Luftqualität im Umfeld von Schulen durch. Die Ergebnisse sind mittlerweile bekannt. Und nicht sehr schmeichelhaft. Denn: Die Luft an Schulen ist durch den Autoverkehr vielerorts schlecht. Das beeinträchtigt die Gesundheit der Kinder. Die Idee machte sich breit, mehr für bessere Luft im Umfeld von Schulen zu tun.
"Bereit für die Schulstraße"
Ministerin Hilde Crevits hat deshalb jetzt unlängst eine ganze Kampagne gestartet. "Paraat voor de schoolstraat" - wörtlich übersetzt "Bereit für die Schulstraße" - heißt diese Kampagne. Flandernweit können sich Schulen an der Kampagne beteiligen, die dann Anfang des nächsten Schuljahres starten soll.
"Man muss natürlich schauen, ob Schulen die Voraussetzungen erfüllen, damit alle Kinder einen Vorteil davon haben, wenn die Gegend um die Schule verkehrsberuhigt ist. Die Gemeinden können Schulen und Eltern dazu anregen nachzudenken, was sie zur Verbesserung der Situation machen können. Ein kleiner Eingriff hilft manchmal viel", sagt Crevits.
Die Ergebnisse von Greenpeace waren auch in der Schule "Sint-Joost aan zee" in der Brüsseler Stadtgemeinde Saint Josse Anlass für Eltern, über die Verbannung von Autos nachzudenken. Bürgermeister Emir Kir von der PS bekam das mit und bot der Schule selbst an, die Straße vor dem Schultor zwischen 8 und 9 Uhr morgens für den Autoverkehr zu sperren. Am Montag nun wurde die Idee erstmals umgesetzt.
Weitere Maßnahmen müssen folgen
"Wir wollen jetzt erst einmal drei Monate lang, bis Ende Oktober, Erfahrungen damit sammeln. Danach wollen wir die Maßnahme eventuell an zwei weiteren Schulen der Gemeinde einführen. Und wer weiß, vielleicht machen wir danach auch noch weiter", sagt Kir.
Experten sehen in solchen Maßnahmen allerdings erst den Beginn bei den Bemühungen, die Gesundheit der Kinder auf dem Weg zur Schule zu schonen. Sie kritisieren, dass das Sperren einer Straße nur sehr wenig dazu beiträgt, die Luftqualität an Schulen in Stadtgebieten zu verbessern. Weitere Maßnahmen - auch zur Sicherheit der Kinder vor dem Autoverkehr - müssten folgen.
Bürgermeister Kir ist sich darüber bewusst. Das Sperren der Straße sei hervorragend dazu geeignet, sich generell Gedanken über den Autoverkehr vor Schulen und dessen Auswirkungen zu machen. Gedanken zur Sicherheit, zur öffentlichen Gesundheit, allgemein zu unserer Umwelt, sagt Kir.
Kay Wagner