Die Antwort auf die Frage, warum Rüdiger Lüdeking seinen Posten in Belgien zum Ende des Monats räumen wird, ist einfach: Lüdeking wird in den Ruhestand gehen und deshalb Belgien verlassen.
Zusammen mit seiner Frau wird er in die Nähe von Berlin ziehen. Dort leben seine vier Töchter und seine Enkelkinder. Vor Langeweile fürchtet sich Lüdeking nicht. Er werde sich vielen Dingen widmen, zu denen er während seiner beruflichen Zeit als Botschafter nicht gekommen sei.
Lüdeking freut sich, dass er zum Abschluss seiner Diplomatenlaufbahn Belgien als Botschafter entdecken durfte. Viele Male sei er zuvor schon in seiner Rolle als Deutschlands Vertreter im multilateralem Umfeld in Brüssel gewesen, ohne sich dabei aber die Zeit genommen zu haben, die Stadt oder mehr von Belgien zu entdecken. Allgemein sei Belgien ein relativ unbekanntes Land für die deutschen Nachbarn. "Zu Unrecht", wie Lüdeking im BRF-Interview sagt. Denn Belgien biete vieles, was es zu entdecken gebe.
Besonders die Offenheit der Belgier Deutschen gegenüber habe ihn während seiner Zeit hier immer wieder überrascht. Das sei nicht selbstverständlich, denn immerhin habe Belgien unter den Deutschen stark gelitten während der beiden Weltkriege. Die Erinnerung an diese Zeiten aufrecht zu erhalten, sei ein wichtiges Erbe, aber gleichzeitig auch ein Auftrag an beide Staaten, die Europäische Union weiter zu vertiefen. Hier säßen Belgien und Deutschland in einem Boot.
Das Verhältnis von Belgien zu Deutschland bezeichnet Lüdeking als äußerst gut. Viele Dinge würden bereits seit Jahren von selbst laufen, ohne dass ein Botschafter da irgendetwas machen müsse. Die Frage, wo ein deutscher Botschafter in Belgien einen Mehrwert bieten könnte, um das Verhältnis der beiden Länder zueinander zu verbessern, sei nicht immer einfach zu beantworten.
Das gelte auch für die Verbindungen, die die Deutschsprachige Gemeinschaft nach Deutschland pflege. Lüdeking findet, dass die DG sehr gut vernetzt sei zur Landesregierung von Nordrhein-Westphalen und nach Berlin.
Und ja, er sei gerne Botschafter gewesen, gerade auch Botschafter in Belgien. Aber danach gefragt, ob er sich auf seinen Ruhestand freue, zögert Lüdeking nicht lange und antwortet mit einem klaren "Ja".
Kay Wagner