Am Freitag wählen die 193 Mitgliedsstaaten im UN-Hauptquartier in New York die zwei Länder, die für zwei Jahre die beiden nicht-ständigen Sitze der Regionalgruppe westlicher Staaten im UN-Sicherheitsrat besetzen sollen.
Das ist sicherlich auch eine Prestige-Frage, aber eben nicht nur. Der UN-Sicherheitsrat soll den Weltfrieden und die internationale Sicherheit wahren und ist das einzige Gremium der Vereinten Nationen, das rechtlich bindende Vereinbarungen treffen kann. Für seine Mitglieder bedeutet das also auch mehr Einfluss.
Der UN-Sicherheitsrat besteht aus 15 Mitgliedern: fünf ständigen mit Vetorecht - die USA, Großbritannien, China, Russland und Frankreich - und zehn nichtständigen Mitgliedern ohne Vetorecht, die alle zwei Jahre jeweils zur Hälfte ausgetauscht werden. Und diesmal könnte Belgien mit dabei sein - zum ersten Mal seit zehn Jahren. Allerdings benötigt unser Land, auch wenn es nur noch zwei Kandidaten gibt, eine Zweidrittel-Mehrheit. Die Stimmen der UN- Botschafter und Botschafterinnen aus Vietnam, Albanien und Schweden hat Belgien schon in der Tasche.
Auf dem Empfang mitten in New York hieß es am Mittwoch für Außenminister Didier Reynders, bis zur letzten Minute Lobbyarbeit betreiben. Alle Botschafter und Botschafterinnen wurden persönlich von ihm begrüßt und er hatte eine Bitte an sie: "Es reicht nicht nur, uns zu unterstützen, sondern kommt am Freitag auch alle zur Abstimmung", so Reynders.
Hooverphonic musikalische Botschafter
Musikalische Botschafter aus Belgien waren am Mittwoch ebenfalls dabei. Hooverphonic sind derzeit auf US-Tournee und waren gerade in New York, um dort am Donnerstag ein Konzert zu spielen, als die Einladung kam, mit ein paar Stücken auf dem Empfang die Kandidatur ihres Heimatlandes zu unterstützen. Alex Calier, Kopf der Band, war selbst auch über die plötzliche Einladung überrascht.
Auf internationalem Parkett genießt Belgien einen guten Ruf, findet jedenfalls Albaniens UN-Botschafterin Besiana Kadare. "Belgien ist gemäßigt, emanzipiert und kann Brücken bauen", so Kadare. Denn mit Kompromissen und Interessensausgleich kennt man sich hierzulande ja zur Genüge aus.
"Konsens finden und Frieden schaffen" lautete deshalb auch das Motto der belgischen Kandidatur. Für Karel van Oosterom, der Vertreter der Niederlande passt das. Auch die vietnamesische Botschafterin Nguyen Phoung Nga ist überzeugt, dass Belgien etwas für den Frieden und die Sicherheit in der Welt tun kann.
Helfen könnte dabei, dass Belgien kein Land mit starken eigenen nationalen Interessen ist, sondern immer schon auf Zusammenarbeit setzt, sagt Olof Skoog, UN-Botschafter Schwedens. Oft gebe es zwischen den Großmächten Pattsituationen. Da könnten kleinere Länder wie Belgien oder Schweden die Gräben überbrücken.
Kann Belgien also tatsächlich das Zünglein an der Waage sein? Außenminister Reynders findet ja: "Beim Thema Sicherheit geht es eben nicht nur um bewaffnete Konflikte", sagt Reynders. Dazu gehören auch beispielsweise der Klimawandel, oder Migration und Menschen die ihr Land aus verschiedensten Gründen verlassen. Und der beste Platz, darüber zu reden, ist der UN-Sicherheitsrat.
Volker Krings