Es ist ein gleichsam unüberschaubarer Reichtum, der dem Afrikamuseum gehört. Unter anderem sind es 120.000 ethnographische Objekte, 80.000 Holzgegenstände und 8.000 Musikinstrumente - die Zahlen, die das Museum selbst angibt. Wem gehören die Gegenstände? Und wer hat das Recht, sie zu zeigen und damit letztlich Geld zu verdienen?
Denn darum geht es im Grunde, wie Mireille-Tsheusi Robert von dem Brüsseler Verein Bamko vor kurzem in der RTBF noch einmal in Erinnerung rief. Sie sagte: "Es geht um Geld. Die Ausstellungsstücke des Museums, die fast alle aus Afrika kommen, sind auch ein wirtschaftlicher Faktor. Wenn die in Afrika wären, würden sie dort Touristen anlocken. Aber da sie hier sind, stellt sich die Frage: Was macht das Museum? Beteiligt es die afrikanischen Länder an den Einnahmen, die es durch die Besucher erhält?"
Bislang zahlt das Museum kein Geld nach Afrika. Und ob afrikanische Staaten überhaupt ein Anrecht auf die Stücke haben könnten, die das Afrika-Museum besitzt, das ist rechtlich umstritten. Der französische Historiker Pascal Blanchard, Spezialist für Kolonialgeschichte, spricht es deutlich aus. Er sagt: "Die Stücke sind nach den Umständen der damaligen Zeit auf legalem Weg nach Belgien gelangt und hier in die staatliche Sammlung aufgenommen worden. Seit diesem Augenblick gehören sie zu dieser Sammlung. Sie können nicht irgendeinem Besitzer zurückgegeben werden. Denn für die Museen gibt es keine anderen Besitzer. Die Staaten, die heute ein Besitzrecht geltend machen könnten, gab es damals noch nicht."
Aber das ist nur die rechtliche Seite. Selbst der Leiter des Museums in Tervuren, Guido Gryseels sagt: "Moralisch gesehen gehören die Gegenstände zu zwei Kulturen. Das muss klar sein. Aber soll das heißen, dass generell alle Gegenstände aus Afrika von Tervuren oder anderswoher nach Afrika zurückkehren sollen? Sicherlich nicht. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten." Mit den anderen Möglichkeiten meint Gryseels zum Beispiel Kooperationen und Leihgaben. Zum Beispiel, dass für eine bestimmte Zeit Gegenstände aus dem Museum in Tervuren an den Kongo ausgeliehen werden. Aber dann müssten auch einige Voraussetzungen dort, im Kongo, erfüllt sein. "Es muss ein Museum geben, einen Ort, wo man Dinge aufbewahren kann", sagt Gryseels. "Sicherheit spielt auch eine Rolle. Einige Objekte, die schon einmal ausgeliehen worden sind, sind in einigen Ländern gestohlen worden. Man muss vorsichtig an die ganze Sache rangehen."
Für den Föderalabgeordneten Richard Miller von der MR ist klar, dass Belgien zur Rückgabe von zumindest einigen Kunstwerken an afrikanische Staaten quasi verpflichtet ist. Er sagt: "Die politische Geste wäre ganz wichtig. Afrika hat genug gelitten. Es ist notwendig deutlich zu machen, dass Afrika die Unterstützung der westlichen Staaten hat."
In Frankreich lässt Staatspräsident Emmanuel Macron zurzeit durch eine Kommission prüfen, in welcher Form Kunstwerke aus Afrika an die ehemaligen Kolonien zurückgegeben werden können. Der Föderalabgeordnete Miller wünscht sich, dass Belgien dem Beispiel Frankreich bald folgt.
Kay Wagner