Benjamin Herman, der Mann, der am Dienstag in Lüttich ein Blutbad angerichtet hat, war den Justizbehörden durchaus bekannt. Der 31-Jährige hatte ein ellenlanges Vorstrafenregister. Die meisten seiner Verurteilungen betrafen offenbar Diebstahl- und Drogendelikte. Gerade im Moment verbüßte er wieder eine Haftstrafe, und zwar in der Haftanstalt von Marche-en-Famenne.
Benjamin Herman sei entgegen erster Meldungen nicht auf Bewährung auf freien Fuß gewesen, sondern wäre erst 2020 entlassen worden, betonte Justizminister Koen Geens. Vielmehr habe er Freigang gehabt, um sich auf seine Wiedereingliederung vorbereiten zu können. Er habe sich dann aber nicht fristgerecht im Gefängnis zurückgemeldet.
Ob Benjamin Herman als radikalisiert eingestuft wurde oder nicht, ist derweil noch unklar. Offiziell sei er nicht als potentieller Gefährder geführt worden. Der Staatsschutz habe ihn aber im vergangenen Jahr ins Visier genommen, als "potentiell radikalisiert". So sei er in der Haftanstalt von Lantin mit radikalisierten Mithäftlingen in Kontakt gekommen.
In Bezug auf Benjamin Herman sind derweil nach wie vor diverse Gerüchte zu hören. Demnach wird er womöglich mit einem weiteren Mord in Verbindung gebracht, der sich in Marche-en-Famenne ereignet hat. Es wurde auch schon ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Täter und einem Diebstahl in einem Juwelier-Geschäft in Rochefort. Diese Informationen wurden bislang aber nicht bestätigt.
Opfer: Zwei Polizistinnen und ein Student
Auch zu den Opfern gibt es inzwischen mehr Angaben. Die Polizistinnen waren 53 und 45 Jahre alt und Mütter. Sie waren seit 1994 und 2010 bei der Polizei. Bei dem dritten Opfer handelt es sich um einen 22-jährigen Studenten.
Außerdem waren vier Polizisten des Sondereinsatzkommandos verletzt worden. Sie wurden ins Krankenhaus Citadelle gebracht und sind nach Angaben der Ärzte außer Lebensgefahr. Drei der Beamten wurden operiert, der vierte hat die Klinik inzwischen verlassen.
Die Föderale Staatsanwaltschaft hat für Mittwochmorgen eine weitere Pressekonferenz angekündigt.
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Roger Pint