Die Chefs von Brussels Airlines ließen nichts unversucht. Während sich Verwaltungsratspräsident Etienne Davignon am Montagmorgen noch auf die erste Verhandlungsrunde mit den Gewerkschaften vorbereitete, mischte sich Geschäftsführerin Christina Förster unter die streikenden Piloten, um mit ihnen das Gespräch zu suchen. Offensichtlich aber ohne durchschlagenden Erfolg.
Die Piloten hatten sich seit den frühen Morgenstunden vor dem Unternehmenssitz von Brussels Airline in Diegem unweit des Brüsseler Flughafens Zaventem versammelt. Mit Pressevertretern durften sie nicht reden. Das hatte ihnen die Unternehmensführung angeblich verboten unter Androhung von Sanktionen.
Zähe Verhandlungen
Und so war es den Gewerkschaftssprechern vorbehalten, sich über die Forderungen der Piloten zu äußern. Bessere Arbeitsbedingungen fordern sie. Klare, deutliche Zusagen für eine bessere Zukunft bei Brussels Airlines, wie Filip Lemberechts von der liberalen Gewerkschaft ACLVB gegenüber der VRT sagte.
Einem ersten Schlichtungsvorschlag der Unternehmensführung hielten die Gewerkschaften am Mittag einen eigenen Vorschlag entgegen. Die Verhandlungen liefen nach ersten Informationen sehr zäh.
Unterdessen machten sich die Auswirkungen des Streiks am Flughafen bemerkbar. Chaos blieb zwar weitgehend aus, da Brussels Airlines viele Fluggäste schon vor dem Streik über den Ausfall der Flüge informieren konnte. Aber nicht alle Fluggäste konnten erreicht werden, wie Sprecherin Kim Daenen bestätigte.
Und so kam es zu Szenen, die von anderen Streikaktionen am Flughafen bekannt sind: verwunderte Fluggäste, die unvermittelt ohne Flug dastanden. Transitreisende, die plötzlich nicht mehr weiterfliegen konnten. Aber Brussels Airlines hatte vorgesorgt. Kim Daenen erklärt: "Fluggästen, die hier gelandet sind und nicht weiterfliegen können wegen des Streiks, organisieren wir ein Hotelzimmer für die Nacht. Außerdem bekommen sie eine Entschädigung gezahlt. Und für morgen buchen wir sie auf einen Weiterflug um."
Guter Ruf in Gefahr
Der Streik trifft Brussels Airlines hart. Auf 10,4 Millionen Euro beziffert Sprecherin Kim Daenen den finanziellen Verlust, den die Fluggesellschaft für die zwei Streiktage am Montag und Mittwoch einrechnet. Doch das schlimmste sei nicht unbedingt das Geld. Das schlimmste, so die Sprecherin, sei der gute Ruf von Brussels Airlines, der durch den Streik beschädigt werde.
Zudem ist Brussels Airlines alles andere als in einer starken Position. Erst vor wenigen Monaten hatte die deutsche Lufthansa Brussels Airlines zu hundert Prozent übernommen. Die Deutschen haben Brussels Airlines der Low-Cost-Marke Eurowings zugeteilt. Schon das nicht das Beste, was Brussels Airlines passieren konnte.
Streikende Piloten und ein Imageverlust werden den Wert der Belgier nicht steigern. Es kann sein, dass die Streiks von Montag und Mittwoch letztlich das Gegenteil erreichen von dem, was sich die Piloten eigentlich von ihnen erhoffen. Nämlich keine bessere Zukunft, sondern eine schlechtere nicht nur für sie selbst, sondern auch für die gesamte Fluggesellschaft.
Kay Wagner