Bereits vor vier Jahren stand Michel Libert schon einmal im Fokus der Ermittler. Damals wurde er verhört, weil er etwas mit der Killerbande von Brabant zu tun gehabt haben soll. Zu einem Haftbefehl kam es aber nicht. Nach einem stundenlangen Verhör wurde Libert wieder freigelassen.
Doch jetzt steht seine Person wieder zur Diskussion. Er soll der "Riese" gewesen sein. Der vermeintliche Zeuge dafür glaubt, Libert im Phantombild Nummer 19 des Riesen erkannt zu haben. Eine Behauptung, über die Libert selbst sich aufregt. Gegenüber der VRT sagte er: "Man muss mit diesen Beschuldigungen endlich aufhören. Wenn ich es wirklich gewesen wäre, dann hätte ich längst meinen Rucksack gepackt und wäre jetzt in Südamerika."
Der Mann, der Libert vergangene Woche beschuldigt hat, war Anfang der 1980er Jahre nach eigenen Aussagen ein Mitglied der rechtsextremen Gruppierung "Westland New Post". Eine Gruppierung, bei der auch Libert aktiv war. Libert war die Nummer zwei der Bewegung. Er soll den heutigen Zeugen 1979 für die Gruppierung angeworben haben.
Die Gruppierung hatte Anfang der 80er Jahre paramilitärisch trainiert und auch Supermärkte ausspioniert. Die Killer von Brabant selbst hatten bei ihren Anschlägen auch Supermärkte überfallen. Zwischen 1982 und 1985 töteten sie insgesamt 28 Menschen.
Einen klaren Bezug zwischen seiner damaligen Gruppierung und der Killerbande von Brabant will Libert aber nicht sehen. "Ich habe bis auf wenige Ausnahmen nie Leute getroffen, die vielleicht ein passendes Profil gehabt haben könnten, um etwas mit den Killern von Brabant zu tun zu haben", sagt er. "Man sucht Spuren und Verbindungen - ich suche sie auch noch. Ich sage nicht, dass es auf keinen Fall jemand von uns gewesen war. Aber um das mit Sicherheit zu sagen, muss man andere Elemente präsentieren. Und solche Elemente habe ich nicht."
In einem Interview mit der Zeitung "De Morgen" betont Libert, dass das Ziel der Gruppierung "Westland New Post" nie das Töten von Mitbürgern gewesen sei. Die rechtsextreme Gruppierung habe sich vielmehr in Zeiten des Kalten Krieges auf eine mögliche Invasion der Russen vorbereitet. Deshalb habe man an unterschiedlichen Orten auch die paramilitärischen Übungen abgehalten. Nicht, um Anschläge in Belgien gegen Belgier zu verüben.
Den angeblichen Zeugen will der heute 61-jährige Libert dann auch auf Rufschädigung verklagen. Libert begründet: "Der Mann hat nicht gesagt: Das Phantombild ähnelt Monsieur Libert. Er hat gesagt: Das ist Monsieur Libert. Und das stört mich enorm." Und um das Gesagte noch einmal zu betonen, fügt Libert ganz ausdrücklich hinzu: "Der Riese, das kann ich gerne noch einmal wiederholen: mit dieser Geschichte habe ich nicht das Geringste zu tun."
Kay Wagner