Das soziale Klima bei Brussels Airlines ist vergiftet. Montag und Mittwoch stehen zunächst die Streiks der Piloten an. Sie protestieren gegen die geltenden Tarif- und Ruhestandsregelungen. Rund 550 Flüge müssen gestrichen werden, betroffen sind über 60.000 Passagiere.
Die Gesellschaft sucht händeringend nach Lösungen für die Kunden, doch sind die damit befassten Dienste hoffnungslos überlastet. Dafür entschuldigte sich gestern sogar die neue Geschäftsführerin Christina Förster. Der Aufsichtsratsvorsitzende Etienne Davignon gab sich derweil versöhnlich. Er betonte, wie wichtig ihm und der Direktion der soziale Dialog sei.
Offener Brief der Piloten an die Passagiere
Die Piloten von Brussels Airlines wollen in einem offenen Brief ihre Gründe für den angekündigten Streik am Montag und Mittwoch erklären. Das Schreiben richtet sich an die Passagiere. Darin heißt es, dass es bei dem Streik nicht nur ums Gehalt ginge. Die Arbeitsbedingungen hätten sich in den letzten Jahren verschlechtert.
So fordere die Airline von den Piloten mehr Flexibilität. Gleichzeitig habe sich die Versorgung der Piloten im Ausland verschlechtert. Sie müssten in niederklassigeren Hotels übernachten und bekämen minderwertigeres Essen. Außerdem beklagen die Piloten die unregelmäßigen Arbeitszeiten und Gesundheitsrisiken durch das Fliegen.
Darüber hinaus weisen die Piloten auf ein Paradoxon in der Gesetzgebung hin. Demnach müssten auch sie bis 67 Jahren arbeiten, obwohl sie mit 65 Jahren automatisch ihre Fluglizenz verlieren.
Nicht alle der 530 Brussels Airlines Piloten haben den Brief unterzeichnet. Einige halten ihn für kontraproduktiv. Geplant war, den Brief an den Streiktagen zu verteilen. Davon wollen die Piloten absehen. Trotzdem ist das Schreiben heute an die Öffentlichkeit gelangt.
200 Jobs auf der Kippe? Brussels Airlines dementiert
Am Samstag berichten L'Echo und De Tijd, dass möglicherweise bis zu 200 Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Das wäre demnach eine Folge der Eingliederung von Brussels Airlines in die Eurowings-Gruppe. Dadurch wären einige Stellen natürlich doppelt besetzt. Das gilt vor allem für die Verwaltung.
Der Großteil dieser Jobs werde aber in Brüssel abgebaut und nicht in Köln, schreiben beide Blätter. Die Direktion wollte die Zahlen bislang nicht kommentieren. Davignon hatte gestern noch versichert, dass Brussels Airlines innerhalb von Eurowings eigenständig bleiben werde.
Brussels Airlines hat die Berichte der Zeitungen L'Echo und De Tijd zurückgewiesen. Ein Sprecher des Unternehmens gab an, dass das Gegenteil der Fall sei. Man sei doch gerade dabei, Mitarbeiter für einen Ausbau der Belegschaft zu rekrutieren.
Die Nachricht von einem bevorstehenden Stellenabbau sei total falsch, hieß es.
rop/okr/belga