Der Hauptangeklagte André Gyselbrecht, der schon zu Beginn des Prozesses gestanden hatte, den Mord an seinem Schwiegersohn in Auftrag gegeben zu haben, wurde zu 27 Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er den Mord aus Eigennutz und Angst vor Machtverlust in Auftrag gegeben hat.
Das Motiv von Gyselbrecht wurde also nicht strafmindernd berücksichtigt. Er hatte sich ja immer damit verteidigt, dass er seine Enkelkinder schützen wollte, und zwar vor dem sexuellen Missbrauch durch ihren Vater, Stijn Saelens. Allerdings waren diese Vorwürfe in der Vergangenheit untersucht und für unbegründet erklärt worden.
Das eigentliche Motiv sah das Gericht in den Auswanderungsplänen von Tochter und Schwiegersohn: Stijn Saelens wollte mit seiner Frau und den vier Kindern nach Australien - und das war zu viel für Gyselbrecht. Der Schwiegersohn musste aus dem Weg geräumt werden - so das Gericht in seiner Urteilsbegründung.
Die Reaktion von Gyselbrecht war sehr heftig. Der 67-Jährige hatte wohl nicht mit so einem harten Urteil gerechnet. Auch wenn man die Jahre in U-Haft berücksichtigt: Einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung kann er frühestens in fünf Jahren stellen stellen - dann ist er 72 Jahre alt.
Ob es allerdings so kommt, ist noch offen. Denn das Urteil von Mittwoch ist noch anfechtbar, es war ja die erste Instanz und Gyselbrechts Anwalt, der will das Urteil unbedingt anfechten.
Gyselbrecht hatte den Mord nicht alleine durchgezogen. Auch drei Mitangeklagte standen vor Gericht. Pierre Serry, heute ebenfalls 67 Jahre alt, hat bei der Planung des Mordes eine entscheidende Rolle gespielt: Er bekam 21 Jahre Haft.
Der Niederländer Franciskus "Roy" Larmit soll für 15 Jahre hinter Gitter. Er hatte den Auftragsmörder Antonius van Bommel zum späteren Tatort, dem Schloss in Wingene gefahren. Pikanterweise sind auch hier familiäre Bande im Spiel: Van Bommel war der Onkel von Larmit. Der eigentliche Todesschütze, dieser Van Bommel, saß nicht auf der Anklagebank. Er ist zwischenzeitlich verstorben.
Ein weiterer Komplize ist Evert de Clercq, ebenfalls ein Niederländer. Er soll Van Bommel angeheuert haben und wurde auch zu 27 Jahren Haft verurteilt - also genauso lang, wie der Auftraggeber André Gyselbrecht.
belga/HLN/sh/est