Die Ergebnisse des Berichtes des Wallonischen Umweltministeriums sind erstaunlich. Bei 5,2 Prozent der Haushalte liegt der Bleigehalt im Trinkwasser über der europäischen Norm. "Es besteht aber keine Gefahr für die Gesundheit", erklärt Cédric Prevedello, wissenschaftlicher Berater bei Aquawal, dem wallonischen Wasserverband, als man ihn mit den Zahlen konfrontiert.
Vor 1998 lag der Europäische Grenzwert bei 50 Mikrogramm Blei pro Liter. Inzwischen gilt eine Höchstgrenze von nur noch zehn Mikrogramm pro Liter. "Das Risiko ist also sehr gering, insofern das Wasser kalkhaltig und nicht zu sauer ist", sagt Cédric Prevedello und verweist darauf, dass 99,7 Prozent der wallonischen Haushalte diese Norm erfüllten.
Im Gegensatz zu Eisen oder Kupfer gilt Blei als giftig. Wenn es sich im Körper ansammelt, beispielsweise in den Verdauungsorganen oder in den Atemwegen, kann das zu Blutarmut, Verdauungsstörungen aber auch zu Lähmungen, krankhaften Veränderungen im Gehirn oder zu geistigen Behinderungen führen. Gerade für Schwangere und ihr Ungeborenes sowie Babys und Kleinkinder ist zu viel Blei gefährlich.
Bleihaltige Leitungen und Anschlüsse
Das Bleiproblem liegt vor allem an zu alten Wasserleitungen. Die enthalten Blei. Das kann sich auflösen und so ins Trinkwasser gelangen. Ein anderes Problem sind die bleihaltigen Anschlüsse von der Straße bis zum Haus. "Doch die werden nach und nach ausgetauscht, damit sie die Normen erfüllen", sagt Cédric Prevedello.
Die Wasserverteilergesellschaften hätten in den vergangenen Jahren bereits 300 Millionen Euro investiert, um die Anschlüsse zu erneuern. Es sei aber immer noch so, dass man auf Überraschungen stoße und solche Bleianschlüsse dort auftauchen, wo man sie nicht vermutet hätte. Das fehlende Prozent werde aber noch in den kommenden zwei, drei Jahren mit einem neuen Anschluss versehen.
Schmutziges Trinkwasser
Neben den bleihaltigen Leitungen und Anschlüssen gibt es aber immer wieder andere Probleme. In drei Gemeinden in der Provinz Wallonisch Brabant kämpft man derzeit mit stark verschmutztem Trinkwasser, das aus den Hähnen kommt.
Das Wasser wurde Ostern vorsichtshalber abgestellt. Rentner René muss seitdem sein Trinkwasser palettenweise im Supermarkt kaufen. Der Schmutz gelangt überall hin, ob in Wasch- oder Spülmaschine, Wasserboiler oder Toilette, erklärt Renés Frau Agnès.
Leitungen im Durchschnitt 65 Jahre alt
Der Grund für das schmutzige Trinkwasser: "Die Leitungen in den Gemeinden stammen teilweise noch aus dem Jahr 1958", erklärt Benoît Moulin, Pressesprecher des Wallonischen Umweltministeriums. "Damals verwendete die Nationale Wassergesellschaft für die innere Isolierung der Wasserleitungen eine Schicht Teer. Und die hat sich jetzt aufgelöst."
Alte Versorgungsleitungen sind in der Tat ein Problem. In der gesamten Wallonie beträgt das Durchschnittsalter der Versorgungsleitungen 65 Jahre. "Es gibt also großen Erneuerungsbedarf", erklärt Benoît Moulin. Jedes Jahr investiere man 100 Millionen Euro in die Infrastruktur. Aber trotz der hohen Ausgaben könnten jedes Jahr nur ein Prozent der Leitungen erneuert werden.
Volker Krings