Veviba und kein Ende... Der föderale Landwirtschaftsminister Denis Ducarme hatte Veviba ja schon "Mafia-Praktiken" unterstellt, großflächigen Betrug in jedem Fall. Und dieser Betrug soll also auch Bio-Fleisch betreffen. Konkret: Gewöhnliches Fleisch soll unerlaubterweise mit einem Bio-Label versehen worden sein.
Bei Certisys ist man angesichts dieser Vorwürfe offensichtlich fast vom Stuhl gefallen. Certisys ist eine so genannte Zertifizierungsagentur, die also - grob gesagt - die Produkte mit dem Biolabel versieht und auch für die entsprechenden Kontrollen zuständig ist.
"Jetzt mal langsam", mahnte denn auch Certisys-Direktor Blaise Hommelen in der RTBF. "Wir sprechen bislang erstmal nur von einem Verdacht." Es sei tatsächlich so, dass die Staatsanwaltschaft diesem Verdacht nachgegangen sei. Die entsprechende Akte ist aber ein Jahr alt. Von einem Betrug, der erwiesen wäre, davon könne bislang keine Rede sein.
Certisys ist zuständig für die Kontrollen bei Veviba. Und bei der Agentur ist man sich sehr sicher, dass das Netz doch sehr engmaschig ist. "Fangen wir mal vorne an", sagt Blaise Hommelen. Erstmal werden natürlich die Höfe kontrolliert. Dabei entscheidet sich also, ob der Betrieb überhaupt das Label "Bio" tragen darf. Machen wir aber jetzt einen Sprung bis an die Tür des Schlachthofes. Wenn ein Tier aus biologischer Haltung angeliefert wird, dann greift eine gesonderte Prozedur. Erstmal wird es eindeutig identifiziert. Und dann ist es so, dass Bio-Fleisch immer Sonderbehandlung erfährt. Es wird z.B. immer zuerst verarbeitet, in einem gesäuberten Zerlegungsraum.
Und dieser Prozess, der kann von den Kontrolleuren quasi in Echtzeit verfolgt werden. Beispiel: Identifizierung. Der Züchter bringt das Zertifikat mit, das die zuständige Zertifizierungsagentur dem Tier ausgestellt hat. Das ist sozusagen der Ausweis des Tieres. Kommt das Tier am Schlachthof an, dann wird dieses Dokument abgegeben und gleich dem Zertifizierungsbetrieb übermittelt. "Wir können ich Echtzeit nachvollziehen, welches Tier da verarbeitet werden soll", sagt Certisys-Direktor Blaise Hommelen.
Dieses Dokument, also der "Ausweis" des Tieres, wird mit den Datenbanken abgeglichen, um wirklich sicher zu sein, dass es aus einem Bio-Betrieb kommt. Im Zweifel kann sogar ein Gentest durchgeführt werden. Der Bauer hat nämlich am Anfang eine Genprobe des Tieres abgeben müssen. "Und wenn es auch nur den geringsten Zweifel gibt, dann blockieren wird das Fleisch", sagt Blaise Hommelen, "dann wird es quasi deklassiert, kann also nicht als Bio-Produkt verkauft werden".
Obendrauf wird dann am Ende des Jahres nochmal eine Abrechnung gemacht. Dann wird nochmal geschaut, wie viele Bio-Tiere sind in den Schlachthof gekommen und was damit passiert ist. "Wir schauen uns ganz konkret an, was auf dem Terrain passiert", sagt Blaise Hommelen.
Anders gesagt: Wenn hier einer gefuscht haben soll, dann müsse man ihm mal zeigen, wie er das gemacht haben soll, meint Hommelen sinngemäß. Hundertprozentige Sicherheit gebe es nie, heißt es in der Branche. Das Betrugsrisiko beim Bio-Fleisch sei aber extrem klein, eben wegen der vielen Kontrollen. Deren gebe es in Belgien im Übrigen mehr als vorgeschrieben ist...
Roger Pint