"Die Wallonie? Das liegt doch in Belgien." So ganz unbekannt scheint sie dann doch nicht zu sein bei den Franzosen, die südliche Region von Belgien. Doch werben für Belgiens Agrarprodukte auf der Internationalen Landwirtschaftsmesse in Frankreich, das ist wie Eulen nach Athen tragen. Frankreich ist selbst ein Land der Feinschmecker. Und kulinarisch unterscheiden sich Frankreich und die Wallonie auch nicht grundsätzlich.
Keine leichter Stand also für Eric Boschman und Gérald Wathelet, als Botschafter der Wallonie Werbung für landwirtschaftliche Produkte wie Blanc Bleu Belge, den Herver Käse oder auch Ardennenbutter zu machen. Zumal der Stand der Wallonie nicht sehr groß und nur einer von knapp 1.000 auf der Messe ist.
"Schmeckt sehr gut. Aber nicht so gut wie der Camembert aus der Normandie" - solche Kommentare hören Boschman und Wathelet ziemlich oft. Die beiden wallonischen Botschafter stecken diese Bemerkungen mit Humor weg. "Der Franzose hat ein Problem: Er kennt nur sein eigenes Land. Und wir sind hier, um ihm die Zivilisation zu bringen. Wir sind quasi Missionare", sagt Boschman.
Und um zu unterstreichen, dass auch das natürlich nur mit Humor gesagt wurde, schiebt Kollege Wathelet hinterher: "Wir mögen Frankreich, wir mögen die Franzosen. Das sind unsere Nachbarn, sie bewundern uns für unseren Humor. Für unseren Surrealismus." Und wieder folgt ein Augenzwinkern: Franzosen und Belgier bzw. Wallonen, das ist halt immer ein besonderes Verhältnis.
Touristisch gesehen sind die Franzosen ganz wichtig für die Wallonie, bestätigt Michel Vankeerberghen vom wallonischen Tourismusbüro Wallonie-Belgique Tourisme. "Die Franzosen sind statistisch in der Kategorie 'Besuch von Tourismusattraktionen' die Nummer eins und die Nummer zwei bei der Zahl der Übernachtungen."
Der wallonische Stand auf der Messe in Paris ist ein Lockmittel, um weiter die Franzosen in die Wallonie zu locken. Das sei nun mal so, bei den Franzosen. Man müsse sie ständig verführen, sie ködern. Das sei auch Selbstzweck, so Vankeerberghen. Die Franzosen seien eine wichtige Zielgruppe. Denn sie würden bereitwillig Geld in der Wallonie ausgeben.
Neben der Promotion von kulinarischen Spezialitäten und der Werbung für die Wallonie als Tourismusziel nutzt auch die Politik die erstmalige Präsenz der Wallonie auf der Messe. Der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin (CDH) persönlich war in Paris und hat mit politischen Vertretern aus dem Agrarbereich gesprochen.
"Wir haben über internationale Verträge gesprochen, und über das Budget für die EU-Agrarsubventionen. Wir wollen Frankreich für die Anliegen sensibilisieren, die wir für die Landwirte in der Wallonie für wichtig halten. Frankreich hat ein großes Gewicht."
Die Wallonie ist übrigens nur auf Einladung der neuen französischen Region Grand-Est aus Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne auf der Pariser Messe vertreten. Als Ehrengast. Eine Erfahrung, die Schule machen könnte. Falls die Messe-Bilanz positiv ausfällt, plant Landwirtschaftsminister Collin, nächstes Jahr wiederzukommen.
Huhn als Geschenk für Macron
Die Landwirtschaftsmesse von Paris gehört auch zum Pflichtprogramm eines jeden Präsidenten der Republik. Also ging dieses Jahr auch erstmals Emmanuel Macron als neuer Präsident auf die Messe – und adoptierte dort kurzerhand eine Henne, die ihm bei seinem Rundgang von einem Landwirt geschenkt worden war.
Kay Wagner