Der Meeresspiegel ist in den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts durchschnittlich um zwei Millimeter pro Jahr gestiegen. Mittlerweile sind es schon drei Millimeter pro Jahr. Auch nicht viel, könnte man meinen.
Doch François Massonnet, Forscher am Earth and Life Institute der Katholischen Universität Löwen, verdeutlicht mit einem Beispiel, um welche Mengen Wasser es sich da handelt. "Wenn man den Anstieg des Meeresspiegels um drei Millimeter pro Jahr ausgleichen wollte, müsste jeder Mensch auf der Erde jede Minute ein Glas Wasser aus dem Meer schöpfen."
Also sind ein drei Millimeter höherer Meeresspiegel doch eine ganz schöne Menge Wasser. Und die Tendenz wird weiter zunehmen. Darüber sind sich Experten einig. Und da spiele es auch kaum eine Rolle, ob die Klimaziele erreicht würden, die sich die Weltgemeinschaft auf zum Beispiel dem Klimagipfel in Paris gesetzt haben. Denn bis 2100 würden die Effekte kaum spürbar werden.
Sicher: Die Klimaziele zu erreichen, würde natürlich schon helfen. Aber gänzlich aufhalten wird man die Erderwärmung nicht können. Und damit auch nicht den Anstieg des Meeresspiegels.
In 2100 würde der Meeresspiegel laut Berechnungen dann um 65 Zentimeter gestiegen sein. Das wird auch Konsequenzen für Belgien haben, vor allem für die belgische Küste, sagt Massonnet.
Innenstadt von Antwerpen 2100 direkt am Nordseestrand
Die wohl sichtbarste Konsequenz: Die gesamte Küstenregion stünde bis kilometerweit ins Landesinnere unter Wasser, die Innenstadt von Antwerpen würde direkt am Nordseestrand liegen. Aber das wäre nur eine von vielen Konsequenzen, wie Massonnet erklärt. Unter anderem würden auch die Stürme anders werden. Sie würden mehr Wasser ins Landesinnere tragen, sagt der Experte.
Mehr Salzwasser im Land - das würde weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Menschen, Tiere und Pflanzen sind von Süßwasser abhängig. Mehr Salzwasser im Grundwasser würde das Leben erschweren - auch in Belgien müsse man mit diesem Szenario rechnen.
Doch wenn auch die klimapolitischen Maßnahmen kaum helfen werden, um den Anstieg der Temperaturen und damit auch den Anstieg des Meeresspiegels in den kommenden Jahrzehnten zu verhindern - was bleibt dann zu tun?
Eine Maßnahme ist es, die Küsten besser zu schützen. Belgien hat damit schon begonnen. 2011 bereits hatte die flämische Regierung einen Masterplan zur Küstensicherung verabschiedet. Er sieht unter anderem die Aufschüttung der Deiche mit Sand vor. Sand, der weit draußen im Meer gehoben und an der Küste verteilt wird.
Der flämische Masterplan geht dabei von einem Anstieg der Nordsee um 30 Zentimeter bis 2050 aus. Die Niederlande und Großbritannien rechnen großzügiger. Sie bereiten sich auf einen Anstieg des Meeresniveaus um zwei Meter vor.
Kay Wagner