Was hatte man nicht alles in den Raum gestellt. Brussels Airlines werde verschwinden, hieß es da, die Gesellschaft werde in Eurowings integriert - die Billigtochter der Lufthansa. Von einem drohenden sozialen Blutbad war auch schon die Rede. Das Ganze begleitet von einem lauten Getrommel.
Sogar einige belgische Unternehmer veröffentlichten einen gemeinsamen Appell. Als dann Montag Nachmittag die Entscheidung bekannt wurde, dass Brussels Airlines-Geschäftsführer Bernard Gustin und auch Finanzdirektor Jan De Raeymaeker gehen müssen, da schien sich das alles zu bestätigen.
Bis Etienne Davignon vor die Presse trat. Der Nestor des belgischen Finanz-Establishments ist nicht nur Mitbegründer von Brussels Airlines, sondern sitzt immer noch im Aufsichtsrat von Brussels Airlines. Haarfein legte Davignon dar, was passieren werde - und vor allem auch, was nicht passieren werde.
"Ja, wir werden versuchen, die Kosten zu drücken. Das ist im Grunde ein permanenter Prozess und das machten schließlich alle", sagte Davignon. Und natürlich werde es Synergien geben, die dazu führen, dass gewisse Aufgaben nicht mehr in Brüssel angesiedelt sein werden, sondern vom Mutterhaus übernommen werden. "Aber", so betonte Davignon, "dazu bedarf es weder einer Umstrukturierung noch eines sozialen Begleitplans."
Hinzu kommt laut Davignon, dass Brussels Airlines eine eigenständige Marke bleibe, ein belgischer Betrieb mit einem belgischen Aufsichtsrat.
Bei alledem stellt sich dann aber eine Frage: Warum musste dafür die bisherige Chefetage gehen? "Ich kann das auch nur bedauern", sagte Davignon. Aber, zwischen den Verantwortlichen in Brüssel und der Geschäftsleitung der Lufthansa hätten sich in den letzten Monaten "unüberbrückbare persönliche Differenzen" aufgetan.
Sprich: Man konnte nicht mehr miteinander. Beobachter hatten das so gedeutet, dass das bisherige, so genannte "Hybrid-Modell" von Brussels Airlines nicht mehr von Lufthansa akzeptiert werde. Darauf angesprochen, wird Davignon richtig fuchsig: "Von einem neuen Geschäftsmodell kann keine Rede sein. Im Gegenteil: Wir stehen weiterhin auf zwei Füßen, also Kurz- und Langstrecke, und werden auch Afrika weiter anfliegen."
Die Langstrecke werde ausgebaut und das beinhalte auch die Notwendigkeit, Anschlussflüge bereitzustellen. "Ist das klar?", wettert Davignon.
Und tatsächlich will die Lufthansa Brussels Airlines sogar noch verstärkt auf Langstreckenflügen einsetzen. Zwar zum Teil von Düsseldorf aus, aber "wir werden das managen", sagt Davignon. Und die Piloten und das Kabinenpersonal, die dafür notwendig sein werden, die würden in Brüssel angeworben.
Die Gewerkschaften verstehen bei alledem die Welt nicht mehr. "Also, verstehen wir das richtig", fragte Didier Lebbe von der christlichen CNE. "Es bleibt beim bisherigen Modell, es wird noch ausgebaut, allerdings ohne die Leute, die das erdacht haben."
"Wir glauben das erst, wenn wir das schriftlich haben", sagt Sophie Crombin von der liberalen CGSLB. "Das, was Herr Davignon da erzählt, ist doch allzu vage."
Davon abgesehen, sagt Didier Lebbe: Was sollte dann eigentlich das ganze Theater. Man hat dem Personal Angst gemacht, indem man es im Ungewissen gelassen habe. "Für die neue Geschäftsführung ist das jedenfalls ein denkbar unglücklicher Auftakt."
Klarheit gibt es ohnehin erst Mittwoch bei einer außerordentlichen Betriebsratssitzung, diesmal in Brüssel. Angesagt hat sich insbesondere der Eurowings-Chef Thorsten Dirks.
rop/jp