Die Möglichkeiten, den Elternurlaub aufzuteilen, könnten bald vielfältiger werden. Jedes Elternteil hat schon jetzt Anrecht auf vier Monate Elternurlaub. Er kann aber unterschiedlich gestreckt werden. Zum Beispiel auf acht Monate Halbzeit oder auf 20 Monate vier Fünftel. Jetzt soll eine neue Möglichkeit hinzu kommen: 40 Monate neun Zehntel.
Wenn man neun Zehntel von seiner vollen Arbeitszeit arbeitet, entspricht das einem Nachmittag pro Woche frei, zum Beispiel Mittwochnachmittag. Das wäre für Eltern mit Kindern im schulpflichtigen Alter sehr praktisch. Alternativ könnte man auch nach Absprache mit dem Arbeitgeber einen Tag alle zwei Wochen ganz frei nehmen. Das wäre etwa nützlich für Eltern, die getrennt leben und einen festen Tag alle zwei Wochen haben, an dem sie ihr Kind sehen.
Der Elternurlaub ist in Belgien sehr begehrt. 2016 nahmen ihn 143.000 Menschen in Anspruch. Die Mehrheit bleiben Frauen: rund 100.000 Mütter nahmen ihn, das sind mehr als doppelt so viele wie Väter.
Den ersten Anlauf zu einer Reform der Elternzeit gab es im Sommer 2016 von einer CD&V-Abgeordneten im Föderalparlament. Trotz Unterstützung von N-VA und OpenVLD war er aber monatelang blockiert, weil noch andere Maßnahmen im Paket mit entschieden werden sollten. Doch darauf konnte sich die Mehrheit zunächst nicht einigen. Jetzt erst hat es einen Durchbruch gegeben. Nächste Woche soll der Vorschlag laut Informationen der Tageszeitung De Morgen schon in trockenen Tüchern sein.
Strittiger Punkt waren Elternurlaube für Paare, die ein Kind adoptieren oder langfristig ein Pflegekind aufnehmen. Jetzt gibt es offenbar eine Einigung. Wenn Eltern ein Kind adoptieren oder langfristig ein Pflegekind aufnehmen, dann bekommen sie insgesamt 17 Wochen Elternurlaub. Sechs für jedes Elternteil und dann nochmal fünf, die die Eltern frei unter sich aufteilen können.
Anne Kelleter