Rettungswagen soweit das Auge reicht. Schnell nach der Explosion kursieren erste Handy-Videos im Internet, die Bilder von der Katastrophe zeigen, auch Fotos vom Paardenmarkt. Sie zeigen Szenen, die an ein Kriegsgebiet erinnern. "Gegen halb zehn am Montagabend gab es eine gewaltige Explosion", sagte Wouter Bruyns, Sprecher der Antwerpener Polizei. Sieben Gebäude seien zum Teil schwer beschädigt worden, drei Häuser seien eingestürzt. Die ganze Nacht über habe man sehr vorsichtig die Trümmer weggeräumt.
"Vorsichtig", weil in der Nacht noch zwei Menschen vermisst wurden, die man unter den Trümmern vermutete. "Wir haben auch Spürhunde eingesetzt", sagt Kristof Geens von der Antwerpener Feuerwehr. Später sei dann auch ein Kran zur Unglücksstelle gebracht worden. Das Ganze aber immer noch sehr vorsichtig, eben in der Hoffnung, die beiden Vermissten noch lebend zu finden.
Am Dienstagvormittag gab es dann aber die traurige Gewissheit: Zwei Menschen wurden tot aus den Trümmern geborgen. Der Gerichtsmediziner sei vor Ort, um die Routineuntersuchungen durchzuführen, sagt Polizeisprecher Bruyns. Doch natürlich werden die Räumarbeiten fortgesetzt - und das immer noch mit der nötigen Vorsicht. Nicht auszuschließen sei, dass sich noch jemand unter den Trümmern befindet, ein Gast etwa, von dem man bislang noch nicht wusste. Die bisherige Bilanz also: zwei Tote und 14 Verletzte. Sechs davon trugen schwere Verletzungen davon.
Kein terroristischer Hintergrund
Doch was ist da passiert? Augenzeugen sprechen übereinstimmend von einem enormen Knall. Die Fenster und die Mauern vibrierten, das ganze Haus bebte, so beschreibt ein Student den Moment der Explosion. Ihr sei das Herz stehengeblieben, sagt eine junge Frau. Sie habe erst an eine Bombe gedacht. Anscheinend war die Explosion kilometerweit zu spüren.
Schnell schlossen die Behörden einen terroristischen Hintergrund aus. Die Polizei hatte das noch am Montagabend per Twitter durchgegeben: "Kein Terrorismus am Paardenmarkt".
Aber, was dann? Ein Anwohner, den die VRT ausfindig gemacht hat, spricht von Gasgeruch. Und das schon den ganzen gestrigen Tag lang. Er habe mit seinem Nachbarn gesprochen, der meinte, das werde wohl irgendwann explodieren - und 20 Minuten später sei genau das dann auch passiert. Im Übrigen sei das auch nicht das erste Mal gewesen, dass man auf Gasgeruch hingewiesen habe. Der Besizter habe aber nichts unternommen. Dieser wies den Vorwurf entschieden zurück. Er sei davon überzeugt, dass mit der Gas- und Stromanlage alles in Ordnung war. Davon abgesehen sei das Ganze einfach nur eine Katastrophe.
"Wir nehmen diese Aussagen natürlich zu Protokoll und lassen sie in die Untersuchung einfließen," sagt Polizeisprecher Wouter Bruyns. Nur könne er sich natürlich zum jetzigen Zeit nicht darüber aussprechen. Die Untersuchung habe schließlich gerade erst begonnen.
König und Premier danken Einsatzkräften
Im Erdgeschoss von einem der Gebäude befand sich eine Pizzeria. Zeitungen wie Het Nieuwsblad und Het Laatste Nieuws mutmaßten schon am Morgen, dass es eben dieses Restaurant war, das explodiert ist. Die Szenerie ist jedenfalls geradezu erschreckend. Die Häuserfront sieht aus, als sei eine Rakete eingeschlagen. Die Fassade wurde buchstäblich weggeblasen. In dem Gebäudeblock klafft ein riesiges Loch. Ein bisschen erinnern die Bilder an die tragische Gasexplosion in Lüttich vor fast genau acht Jahren. Die Räumarbeiten würden sich wohl mindestens noch den ganzen Tag lang hinziehen, hieß es, vielleicht sogar noch länger.
Am Dienstagnachmittag haben König Philippe und Premierminister Charles Michel die Unglücksstelle in Antwerpen besucht. Der König und der Premier, die u.a. von Antwerpens Bürgermeister Bart De Wever begleitet wurden, dankten den Rettungs- und Einsatzkräften für ihre Arbeit. Interviews wurden nicht gegeben. Bart De Wever sprach den Opfern und ihren Angehörigen auch über Twitter sein Mitgefühl aus.
belga/vrt/jp/rop/km/mh