Applaus in der Brüsseler Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft für eine sichtlich gerührte Heide Newson. Aus den Händen unter anderem von GrenzEcho-Geschäftsführer Oliver Verdin nimmt sie den Kurt-Grünebaum-Preis entgegen. "Sie hat uns Brüssel näher gebracht und unseren Lesern immer Freude gemacht", so Verdin.
"Brüssel näher gebracht", das entspricht genau dem Esprit des Kurt-Grünebaum-Preises. Brückenbauer werden mit der Auszeichnung geehrt, Journalisten, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass man den jeweils anderen besser versteht.
Brückenbauerin, Botschafterin, diese Begriffe treffen wohl ganz besonders auf Heide Newson zu, sagt auch Alfred Küchenberg, langjähriger GrenzEcho-Verleger, der die Laudation auf die Preisträgerin gehalten hat. "Durch ihre Präsenz, ihren Charme und ihre Offenheit kann sie Kontakte schaffen und Türen öffnen", so Küchenberg. "Es ist eine ganz besondere Begabung, die sie hat."
"Große Ehre"
Und wie fühl man sich bei so vielen netten und lobenden Worten? "Ich bin sehr happy - vor allem auch darüber, einen Preis in einem Land zu erhalten, in dem man nicht geboren ist. Das ist eine ganz große Ehre", sagt Heide Newson.
Aufgewachsen ist Heide Newson in Bonn. Sie fühlt sich nach wie vor als waschechte Rheinländerin. Ob es da wohl eine Seelenverwandtschaft gibt? Zu Ostbelgien hatte sie jedenfalls immer eine besondere Beziehung. "Wir ticken auf die gleiche Art und Weise. Ich habe für die Bild und für den ZDF gearbeitet, aber für mich war es auch immer wichtig, die Kontakte zu Ostbelgien zu halten. Das ging über das GrenzEcho - da fühlte ich mich irgendwie angekommen."
Heide Newson ist ursprünglich eigentlich eine Quereinsteigerin. Angefangen hat sie als Pressereferentin in verschiedenen Auslandsvertretungen, unter anderem in der libyschen Botschaft. Nach Brüssel verschlagen hat es die quirlige Heide Newson eigentlich durch ihren Ehemann. Dennis, ein Londoner Journalist, wurde wegen des EU-Beitritts seines Landes nach Brüssel versetzt, sie ging mit. Das war 1978.
Quereinsteigerin
Sie war neu, neu in der Stadt und neu im Journalismus. Und da machte Heide Newson eine für sie wohl prägende Begegnung - und zwar mit Kurt Grünebaum. Ihn würde Heide Newson wohl noch heute als ihren journalistischen Mentor bezeichnen. Und es war dieser Kurt Grünebaum, der sie auch mit Ostbelgien vertraut gemacht hat. Dass sie jetzt einen Preis erhalten hat, der eben nach ihm benannt ist, das dürfte wohl ein besonderes Gefühl sein. "Sein Geist beseelt heute noch meine Arbeit. Ich versuche immer, gut zu recherchieren, mich nicht einlullen zu lassen und authentisch zu bleiben in der Berichterstattung - und das hat mir Kurt Grünebaum vorgelebt".
Heide Newson hat in ihrer langen Karriere quasi die ganze Bandbreite des Journalismus abgedeckt. Besonders auf den Leib geschneidert war ihr aber wohl der Job der "Gesellschaftsreporterin". Michel Barnier, Günther Verheugen, Jean-Claude Juncker, aber auch belgische Größen wie Jean-Luc Dehaene, Wilfried Martens oder Guy Verhofstadt - Heide Newson hat viele Persönlichkeiten interviewt. Und ihr ist es dabei gelungen, eine besondere Atmosphäre zu schaffen und das auch rüberzubringen.
So eine Auszeichnung ist natürlich der Moment, um mal Bilanz zu ziehen, eine lange Karriere Revue passieren zu lassen. Aber, wie sieht es mit der Zukunft aus? "Das ist eine berechtigte Frage. Aber den heutigen Abend habe ich als Ansporn empfunden, weiter zu machen."
rop/mg