Es muss ein Albtraum sein. Erlebt hat ihn eine Chiro-Gruppe aus Ostflandern. Vor einigen Tagen stellten Mitglieder der Gruppe eine Reihe von Bildern auf eine Foto-Webseite. Es waren Bilder von einem Sommerlager. Zu sehen sind kleine Mädchen oder junge Teenager bei allerlei Außenaktivitäten: schwimmen, plantschen, was Kinder so an einem warmen Sommertag eben machen.
Kaum eine Woche waren die Fotos auf besagter Seite. Zeit genug offensichtlich, die Fotos zu "stehlen" und auf eine russische Pädophilenseite zu posten. Dort wurden die eigentlich harmlosen Fotos dann von anderen Usern des Forums "kommentiert". Und die Kommentare sind offensichtlich eindeutig... Als den Pfadfinderinnen klar wurde, wo ihre Fotos gelandet waren und mit welchen Augen sie betrachtet wurden, war der Schock natürlich entsprechend groß.
Chiro sei darauf hingewiesen worden, dass Fotos von Mitgliedern auf besagter Seite zu sehen sind, sagt Erwin Cools, Direktor der Katholischen Jugendorganisation. Man habe dann dafür gesorgt, dass die Fotos von der Seite herunter genommen werden und man habe auch Anzeige erstattet - zunächst gegen unbekannt.
Belgischen Behörden fehlt die Handhabe
Die belgische Polizei beobachtet die Aktivitäten auf der russischen Pädophilie-Seite schon etwas länger. Auf den ersten Blick handele es sich noch um eine "normale" Foto-Webseite. "Gleichgesinnte könnten aber innerhalb des Forums separate Gruppen bilden", sagte Peter De Waele, Sprecher der Föderalen Polizei, in der VRT. Und das funktioniere so: Um Zugang zu bekommen zu diesem abgesonderten "Kreis von Gleichgesinnten", müsse man eine gewisse Anzahl neuer Originalfotos uploaden. So sorgten die Macher dafür, dass quasi permanent neue, kinderpornographische Bilder in die Gruppe gelangten.
Da die Website im Ausland betrieben wird, fehlt den belgischen Behörden natürlich die Handhabe. Man habe aber schon diverse belgische User identifizieren und zur Rechenschaft ziehen können. Außerdem arbeite man mit den russischen Behörden zusammen - und in diesem Zusammenhang habe es auch schon Hausdurchsuchungen und Festnahmen gegeben.
Flämischer User postete die Bilder
Auch im Falle der Chiro-Mädchen führt der Verdacht offensichtlich nach Belgien. Nach Informationen der Zeitung Het Nieuwsblad hat wohl ein User aus Flandern die Bilder auf die russische Webseite gepostet. Registriert sei der unter dem Namen "lucky.number13". Seit er auf der Seite aktiv ist, habe er schon 5.000 Kinderfotos gepostet. Es handele sich etwa eben um Bilder, die er bei Jugendorganisationen oder Schulen gestohlen habe. Er gibt aber auch an, selbst Fotos von jungen Mädchen geschossen zu haben, etwa auf dem Markt in Brügge. Wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, das ist noch nicht bekannt.
Der Fall der Chiro-Pfadfinderinnen sollte aber allen eine Warnung sein, heißt es sinngemäß bei Child Focus. Hier sehe man jedenfalls, was mit vermeintlich harmlosen Fotos passieren kann, wenn sie eben in die falschen Hände geraten. Davor könne man sich aber schützen. Beispiel Facebook: Es sei immer möglich, die Zahl derer, die Fotos oder Videos sehen können, einzugrenzen, indem man den entsprechenden Parameter in den Einstellungen ändert, von "öffentlich" in "Freunde", erklärt Dirk Depover von Child Focus in der VRT.
Datenschützer wiederholen es nicht umsonst immer und immer wieder: Persönliche Daten und insbesondere Bilder sind privat und gehören nicht ins Netz, und wenn, dann nur für einen ausgewählten Freundeskreis.
Roger Pint