Die Mission der belgischen Kampfjets im Mittleren Osten ist erstmal beendet. Die vier F16-Kampfflugzeuge, die seit dem 1. Juli 2016 in Jordanien stationiert waren, landeten am Dienstag auf dem Stützpunkt Kleine Brogel. Der Rest der Truppe wird in den nächsten Tagen folgen.
Gedauert hat diese Operation "Desert Falcon" insgesamt 18 Monate. Diese belgischen "Wüstenfalken" waren Teil der internationalen Koalition gegen die Terrororganisation IS. Erst beschränkte sich das Einsatzgebiet auf den irakischen Luftraum, später operierten die Belgier dann auch über Syrien.
"Wir sind sehr stolz", sagt ein Pilot, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss. "Die Einheit hat gute Arbeit geleistet. Nicht nur die Piloten, sondern auch das Bodenpersonal."
600 Waffen
Die Bilanz ist ebenso nüchtern wie unheimlich: "600 Waffen wurden eingesetzt in insgesamt 6.000 Flugstunden", sagte der Oberbefehlshaber der Luftstreitkräfte, Frederik Vansina, in der RTBF. Mit Waffen sind in der Regel Bomben gemeint, manchmal auch die Bordkanone.
Die belgischen F16 waren damit an fünf Prozent der Militärschläge der Koalition beteiligt. Drei Viertel der Einsätze waren Kampfmissionen, die also die irakische Armee am Borden unterstützt sollten. "Klar wurden dabei auch Menschen getötet, IS-Terroristen", sagt General-Major Vansina.
Keine zivilen Opfer
Berichte, wonach es bei Luftangriffen der belgischen Kampfjets auch zivile Opfer gab, wurden unlängst noch vom Pentagon widerlegt. Man sei aber davon überzeugt, dass man mit dem militärischen Engagement im Mittleren Osten "enorm viele Menschenleben gerettet habe".
Auch Verteidigungsminister Steven Vandeput ist mehr denn je davon überzeugt, dass das Engagement innerhalb der internationalen Koalition richtig war und ist. Das sei eine kollektive Antwort auf die Bedrohung, die unsere Werte und unsere Demokratie zu untergraben versucht, eine gemeinsame Antwort auf den Terrorismus, so Vandeput.
Und es sei ein schmutziger Krieg gewesen, sagt Oberbefehlshaber Frederik Vansina. Denn selbst für den Krieg gebe es Regeln. Nur hätten sich die IS-Kämpfer nicht mal ansatzweise daran gehalten. Die Piloten hätten also schreckliche Dinge sehen müssen, was nicht immer einfach gewesen sei.
Zukunft
Doch wie sieht die Zukunft aus? Nun, die Belgier werden jetzt erstmal durch eine niederländische Einheit ersetzt, beide Länder arbeiten hier ja eng zusammen. Dabei könne man nur feststellen, dass die Kampfeinsätze effizient gewesen seien und die Terrormiliz IS inzwischen doch große Gebietsverluste erlitten hat. "Luftschläge werden demnach künftig wohl nicht mehr ganz so nötig sein, wie das bis vor Kurzem noch der Fall gewesen ist", sagt Frederik Vansina.
Die Belgier werden dennoch ihr Engagement am Boden fortsetzen, etwa im Rahmen von Ausbildungsmissionen. Außerdem werde es wohl auch in Zukunft noch Bedarf an nachrichtendienstlichen Informationen geben. Er hoffe aber, dass die belgischen Flugzeuge nicht mehr in die Region zurück müssen und dass der Krieg gegen IS jetzt schnell beendet werden könne, sagt Verteidigungsminister Steven Vandeput. Wohlwissend, dass der Krieg gegen die Ideologie des IS wohl noch lange nicht gewonnen ist.
F16-Nachfolger
Oberbefehlshaber Frederik Vansina hat übrigens noch eine Erkenntnis mit zurück gebracht, insbesondere aus Syrien. Seine Feststellung steht auf Seite eins von De Standaard: "Wir konnten nur Fliegen, weil die Russen es zugelassen haben", sagt Vansina. Gemeint ist damit, dass die belgischen Kampfjets im Ernstfall kaum eine Chance gegen die russischen Luftabwehrstellungen gehabt hätten.
Zwischen den Zeilen steht da also: "Wir brauchen neue, moderne Flugzeuge". Die Prozedur zur Erneuerung der Flotte läuft ja schon seit längerer Zeit, gerade erst gab es ein neues Angebot des französischen Rüstungskonzerns Daussault. Die Regierung soll sich eigentlich noch in dieser Legislaturperiode über den Nachfolger der F16 aussprechen.
Roger Pint