Aus dem schneeverschneiten Brüssel aus hörte es sich fast unglaubwürdig an, was die Journalisten der RTBF in den Mittagsnachrichten vermeldeten: Acht Grad im Süden des Landes. Von schneebedeckter Landschaft weit und breit nichts zu sehen. Erst an der Grenze zu Flandern wurden weiße Felder gesichtet.
Die Sprachgrenze zwischen Wallonen und Flamen, sie wurde heute zur Schneegrenze. Das bestätigten gleichzeitig die Kollegen der VRT. Wetterexperte Hajo Beekman fasste die Situation wie folgt zusammen: "Schnee ist in allen Provinzen gefallen, außer im Süden von Limburg. Das ist der einzige Teil von Flandern, wo es keinen Schnee gab. Am schlimmsten hat es die westlichen Gebiete der Städte Brüssel und Antwerpen getroffen, sowie Ost- und Westflandern."
Belgische Küste in Schneegewand
In Westflandern wurden am Montagmorgen die ersten Flocken gesichtet. Die Küste Belgiens zeigte sich am Montag in einem Schneegewand. Ein seltenes Spektakel. Und weil Flandern noch viel weniger gut als die Wallonie mit Schnee umgehen kann, herrschte in Flandern bald auch schon Chaos. Bis zu 1.300 Kilometer stauten sich die Autos Montagvormittag wegen des Schneefalls. Fast so viel wie im Rekordwinter 2013, als es einmal 1.600 Kilometer Stau auf den Straßen gab.
Wie das kommen konnte, erklärt Veva Daniels von der flämischen Straßenverkehrsbehörde Wegen en Verkeers. "Das Salz, das noch auf den Straßen lag, ist zunächst vom Regen weggespült worden. Und danach hat es sehr schnell angefangen sehr stark zu schneien. Und der Schnee ist auf den Straßen liegengeblieben", sagt sie.
Wegen rutschiger Straßen wurden einige Brücken gesperrt, einige Auf- und Abfahrten von Autobahnen. In Brüssel sogar alle Tunnel in der Stadt. Eine Maßnahme, die zumindest bei einigen Autofahrern auf Verständnis stieß. "In den Tunneln selbst wird man sicher fahren können. Aber wenn es dann bergauf aus den Tunneln hinausgeht oder bergab in die Tunnel hinein… Ich glaube, das wird schwer werden. Deshalb ist es besser, geduldig abzuwarten. Das sind wir gewohnt", sagt einer der Autofahrer.
Stromausfall
In Brüssel war auch der öffentliche Nahverkehr von Ausfällen betroffen. 16 Buslinien mussten zeitweise eingestellt werden. Die Nahverkehrsgesellschaft De Lijn gab bekannt, dass nach 20 Uhr kein Bus mehr in der Provinz Westflandern verkehren wird. Grund sind die Gefahr durch starken Wind und glatte Straßen.
In der Region Ypern, Diksmuide und Zonnebeke in Westflandern ist am frühen Montagabend die Stromversorgung zusammengebrochen, wie der Netzwerkbetreiber Elia mitteilte. Es sei noch unklar, wie viele Menschen davon betroffen seien und wann die Schäden behoben sein würden.
Chaos am Flughafen Zaventem
Am Flughafen Zaventem waren gegen Mittag bereits 60 Flüge ausgefallen. Wenig später stieg die Zahl auf 80, am Ende waren es rund 200, etwa 100 Verspätungen kamen hinzu. Die Flughafenleitung bat Flugreisende, erst gar nicht zum Flughafen zu kommen, sondern von zu Hause aus zu überprüfen, ob ihr Flug überhaupt ausgeführt werde. Kurz nach 15 Uhr dann die Meldung, dass Flugzeuge wieder starten. Landungen wurden erst nach 18 Uhr wieder erlaubt.
Flughafensprecherin Florence Muls erklärt das alles wie folgt: "Wir sind komplett abhängig von den Wetterbedingungen. Das ist eine Kombination von Schnee, niedrigen Temperaturen und eines starken Windes. Alle drei Komponenten sind heute Vormittag zusammengekommen."
Ergebnis: Zahlreiche Fluggäste sitzen im Flughafengebäude fest. "Wir werden Möglichkeiten zur Übernachtung einrichten für die Passagiere, die nicht zu sich nach Hause fahren", sagt Muls. Wie es Dienstagvormittag weitergehen wird, wagt sie nicht vorherzusagen. "Wir wissen es noch nicht, sagt sie. Alles hängt vom Wetter ab."
Auf den Straßen hat sich die Situation jedenfalls schon wieder entspannt, auch weil der Schneefall noch vor der Mittagszeit wieder aufgehört hatte. Doch für den Abend sind erneute Schneefälle gemeldet. Das Chaos könnte Montagnacht und am Dienstag weitergehen. Nur so überraschend wie am Montagvormittag wird es dann nicht mehr sein.
Kay Wagner