Beschwingt und heiter klingt sie, die Musik für das Werbefilmchen für den großen Brüsseler Weihnachtsmarkt. Beschwingt und heiter sollen sich auch die Besucher auf dem groß angelegten Markt in der Innenstadt fühlen, und natürlich zahlreich dorthin strömen.
Mindestens so zahlreich wie im vergangenen Jahr. Da hatte die Rekordzahl von 2,5 Millionen Menschen das Brüsseler Vorweihnachtsspektakel besucht. Ob es dieses mal eben so viel werden, wird die Bilanz im Januar zeigen.
Sicherlich viel weniger beschwingt und heiter sieht die Brüsseler Polizei dem Ereignis entgegen. Zwar spielt Pressseprecherin Ilse Van de Keere mögliche Spannungen herunter, die es bei der Polizei aufgrund der Krawalle Mitte des Monats geben könnte. Doch allein schon die polizeilichen Reaktionen auf die Ausschreitungen zeigen: So ganz gelassen schaut die Polizei nicht auf den Weihnachtsmarkt.
Mehr Polizisten
"Die Zahl der Polizisten, die für den Weihnachtsmarkt abgestellt werden, ist nochmal erhöht worden. Sie werden sowohl in Uniform als auch in zivil patrouillieren", erklärt Van de Keere. "Sowohl auf dem Weihnachtsmarkt selbst, als auch in den angrenzenden Vierteln. Daneben sind Hindernisse aufgestellt worden, damit keine Fahrzeuge unerlaubt auf das Gelände des Weihnachtsmarkts gelangen können."
Die letztere Maßnahme, das Aufstellen von riesigen Blumenkübeln und Betonhindernissen auf Straßen und um Plätze herum, sind die Weihnachtsmarktbesucher schon von vergangenem Jahr gewohnt. Das war vor allem eine Folge des Terroranschlags von Nizza. Am französischen Nationalfeiertag war ein Lkw-Fahrer bewusst in eine Menschenmenge gefahren. 86 Menschen fanden damals den Tod.
Seitdem gab es an vielen Orten der Welt weitere Anschläge mit Autos, die in Personengruppen fuhren. Für Polizeisprecherin Van de Keere ist das Aufstellen der Hindernisse deshalb sowieso zurzeit eine Selbstverständlichkeit. "Man darf nicht vergessen, dass wir uns immer noch auf Terrorwarnstufe drei befinden. Von daher bleiben wir natürlich vorsichtig und wachsam. Aber ohne Besorgnis."
Die Polizei gibt sich also gerüstet für die Massenveranstaltung, die bis zum 31. Dezember dauern soll. Und auch der Veranstalter gibt sich betont gelassen. "Das Null-Risiko gibt es ja nicht", sagt Olivier Mess in der RTBF. "Das hat es vor 2015 nicht gegeben, und gibt es heute noch weniger. Aber seit drei Jahren unternehmen die Gemeinden und die Stadt Brüssel enorme Anstrengungen, um die Bevölkerung zu schützen. Ich würde fast sagen, ich fühle mich sehr wohl in Brüssel, auf jeden Fall sehr sicher."
Mongolei und Albanien
Die zur Schau gestellte Gelassenheit sowohl von Polizei als auch Veranstalter ist natürlich auch Kalkül. Panikmache wäre kontraproduktiv, vor allem für die Geschäftsleute, die auch dieses Jahr wieder bei gewohnt saftigen Preisen auf ein gutes Geschäft hoffen.
Grundsätzlich geändert hat sich an dem Erfolgskonzept des vergangenen Jahres dann auch wenig. Aber mit der Mongolei und der albanischen Hauptstadt Tirana sind diesmal zwei eher exotische Gäste zur kulturellen Bereicherung des Weihnachtsmarkts da.
Mit "Winter-Pop" gibt es einen beweglichen Weihnachtsmarkt, der in verschieden Stadtteilen der Hauptstadtregion jeweils für ein Wochenende quasi als Botschafter für den großen Markt in der Innenstadt dient. Und außerdem kommt der Weihnachtsbaum diesmal nicht aus dem Ausland, sondern aus Eupen.
Einem beschwingt und heiter ausfallenden Besuch auf dem Brüsseler Weihnachtsmarkt steht deshalb eigentlich nichts mehr im Wege. Bleibt abzuwarten, ob sich diese Hoffnung in den kommenden Wochen tatsächlich erfüllt.
Kay Wagner