"Hallo!", sagt Eden Hazard in sein Smartphone. "Heute erzählen wir Euch das, worauf ihr wohl schon alle gewartet habt. Wir enthüllen denjenigen, der den WM-Song der Roten Teufel produzieren wird." Das Filmchen erschien vor einigen Tagen auf dem Twitteraccount der Nationalmannschaft. Mannschaftskapitän Eden Hazard und Stürmer Michy Batshuayi laufen grinsend durch die Flure der Union Belge, öffnen dann eine Tür. Hinter der Tür verbirgt sich: Der Brüsseler Rapper Damso.
Für den Hiphop-Laien nur soviel: Der Mann ist einer der derzeit erfolgreichsten belgischen Musiker. Allein sein letzter Videoclip wurde auf YouTube stolze 42 Millionen Mal angeklickt. Sogar in Frankreich stand sein aktuelles Album einen Moment lang auf Platz eins der Charts.
Ein Star, Made in Belgium, so wie Stromae oder Dimitri Vegas und Like Mike es auch waren, sagt Pierre Cornez, Sprecher des Nationalen Fußballverbands. Deswegen habe man sich diesmal eben für Damso entschieden, der die WM-Hymne für die Roten Teufel produzieren soll. "Wir wollten eben -wie 2014 und 2016- wieder einen jungen belgischen Künstler, der vor allem Jugendliche anspricht", sagt Pierre Cornez. "Und obendrauf hat er dann auch noch Migrationshintergrund. Ein perfektes Profil also, zumal auch unsere Spieler die Songs von Damso lieben."
Da gibt es nur ein Problem. Damso ist eben ein Rapper. Und die Welt des Hiphop kennt eigene Codes. In manchen Ohren mag das manchmal so klingen, als werde da Gewalt oder Drogenkonsum verherrlicht. Gerade in der frankophonen Szene wird zudem ein nicht gerade sehr zeitgemäßes Frauenbild transportiert: sexistische Stereotype, eine Machowelt. Da werden teilweise Begriffe benutzt, die man an dieser Stelle besser nicht wiederholt.
"Rote Karte", sagte denn auch Viviane Teitelbaum, Vorsitzende des frankophonen Frauenrats in der RTBF. "Müssen wir gerade jetzt einen Mann aufs Podest stellen, der ein solches Weltbild verkörpert? Ich denke nicht", sagt Viviane Teitelbaum.
"Jetzt mal ehrlich", sagt Teitelbaum: "Gerade jetzt! Gerade in dem Moment, wo weltweit Frauen an die Öffentlichkeit gehen, die sexuell belästigt wurden. Gerade jetzt, wo wir versuchen, sexistische Stereotype aus der Welt zu schaffen, die Gleichheit von Mann und Frau zu promoten, gerade jetzt präsentiert uns die Union Belge einen Rapper, der in seinen Songs quasi genau das Gegenteil predigt. Und ausgerechnet die Welt des Fußballs behauptet doch immer, Werte zu vermitteln."
"Aber, Sie haben den Song doch noch gar nicht gehört!", ärgert sich Pierre Cornez. Dies aus dem einfachen Grund, dass das Stück erst im April kommenden Jahres veröffentlicht wird. Der Verband werde auch darauf achten, dass die Botschaft mit den Werten der Union Belge zu vereinbaren ist.
"Das alles ändert nichts", kontert die Frauenrechtlerin. Ob der Song nun veröffentlicht ist oder nicht: Nach der jetzigen Ankündigung werden sich die Kids natürlich auf Damso und seine Songs stürzen. Und dann bekommen sie eben das krude, sexistische Weltbild des Rappers buchstäblich zu hören.
Man hört es schon: Diese beiden, also Verbandssprecher Pierre Cornez und die Frauenrechtlerin Viviane Teitelbaum, die werden sich wohl nicht mehr einigen. Die Union Belge bleibe in jedem Fall bei ihrer Entscheidung.
Roger Pint
André Damseaux aus Jalhay war auch ein guter Sänger 😉