Eine Geste, ein Piepen und die Bezahlung ist getätigt. "Kontaktloses Bezahlen" ist schwer im Kommen, gerade erst wurde die Funktion in Belgien für Smartphones lanciert. Und auch die neuen Bankkarten sind damit ausgestattet.
Das Prinzip ist einfach: Man hält die Karte einfach nur noch an das Bezahlterminal und die Sache ist geritzt. Keine Kartenslots mehr, keine Pin-Eingabe, nur ein einfacher Kontakt. Das System erlaubt allerdings im Falle einer Bankkarte nur Bezahlungen bis 25 Euro.
"Klingt ja alles wunderbar", sagt Simon November von der Verbraucherschutzorganisation Test-Achats. "Allerdings ist das Ganze nicht ohne Risiko." Und die Organisation liefert dann gleich auch den Video-Beweis. "Wir haben uns ein Bezahlterminal besorgt und das Gerät dann versteckt, etwa in einer Tasche oder einer Zeitung. Dann haben wir das Gerät möglichst nahe an einen Passanten gebracht. Und siehe da: Wir haben Geld abgebucht."
"Man sorgt dafür, dass das Bezahlterminal eine Handtasche nur berührt. Befindet sich eine dieser neuen Bankkarten darin, dann reicht das, um einen Betrag bis 25 Euro abzubuchen", fügt Test-Achats-Sprecherin Julie Frère hinzu. "Und der Punkt ist: Der Betreffende wird von dem Diebstahl gar nichts merken. Nicht während der Aktion und auch nicht danach. Denn nach dem derzeitigen Stand der Dinge taucht eine solche Transaktion nicht in den Kontoauszügen auf."
"Panikmache"
Die Banken sind naturgemäß wenig begeistert von solchen Meldungen. Das sei doch reine Panikmache, heißt es da. Und auch bei der Firma Atos Worldline, die auf elektronische Bezahlsysteme spezialisiert ist, reagiert man leicht pikiert. Die Risiken, die da von den Verbraucherschützern ins Feld geführt werden, seien allenfalls theoretischer Natur, sagt etwa Sarah Thomas, Sprecherin von Atos Worldline, in der RTBF.
In der Praxis sei das für Kriminelle keine wirklich lohnende Masche. "Erstmal muss man sich ja ein Bezahlterminal besorgen, dagegen sind die gestohlenen Beträge dann doch eher gering. Und hinzu kommt dann noch, dass der Räuber über dieses Bezahlterminal quasi seine Visitenkarte hinterlässt - das Gerät ist ja schließlich auf ihn registriert", erklärt Sarah Thomas. Der Dieb wäre also schnell ermittelt.
Und sie bekommt dabei sogar Rückendeckung von der Polizei. Walter Coenraedts von der Computer Crime Unit, der auf Computer-Kriminalität spezialisierten Einheit der Föderalen Polizei, sagt das Gleiche: Der Täter wäre über das Bezahlterminal registriert. Und die Beträge sind - gemessen am Aufwand - zu gering.
Test-Achats rät vom Gebrauch ab
Widerspruch von Test-Achats: Die geltenden Regeln seien doch schnell umschifft, sagt Julie Frère. "Man kann ein solches Bezahlterminal problemlos über eine Firma im Ausland anmelden. Oder man lässt einen Strohmann das Gerät registrieren." Frei nach dem Motto: Wo ein Wille, da ein Weg. Test-Achats bleibt also bei seiner Warnung vor den Risiken beim "kontaktlosen Bezahlen".
Und die Organisation empfiehlt nicht weniger, als ganz auf die Option zu verzichten. "Man kann bei seiner Bank immer eine Karte beantragen, die die Funktion nicht enthält", sagt Simon November.
Und es gibt noch eine andere Möglichkeit. Um seine Karte vor Diebstahl zu schützen, gibt es inzwischen schon spezielle Schutzhüllen, die das Gerät abgeschirmen. Notfalls reicht sogar, die Karte in einfaches Silberpapier einzuwickeln.
Roger Pint