Wenn wir bedeutende Städte in Europa besuchen, dann zieht es uns an die klassischen Sehenswürdigkeiten: Kathedralen, Paläste, Museen - Orte, die in jedem Reiseführer stehen. Aber Friedhöfe? Warum eigentlich nicht! Die Ruhestätten für Tote sind längst nicht mehr nur Orte für die Angehörigen Verstorbener. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil des Kulturerbes einer Stadt und schon deshalb durchaus einen Besuch wert.
Oft liegen auf ihnen auch berühmte Persönlichkeiten begraben - dann können sie sich zu regelrechten Pilgerstätten entwickeln. Denken wir an den Pariser Friedhof Père Lachaise. Er ist der größte und zugleich bekannteste Friedhof der Stadt. Stars wie Edith Piaf, Frédéric Chopin und Jim Morrison liegen hier begraben. Zwei Millionen Besucher strömen jedes Jahr auf die Anlage. Oder der jüdische Friedhof in Prag, mitten in der Altstadt. Hier drängen sich dicht an dicht Grabsteine, die teilweise aus dem 15. Jahrhundert zeugen. Auf dem relativ kleinen Friedhof liegen die Gebeine von rund 100.000 Menschen begraben - wegen Platzmangels in bis zu zwölf Schichten übereinander.
Die Liste der besonders sehenswerten Friedhöfe Europas ist lang. Auch der Friedhof von Laeken ist verzeichnet. Er wurde im 18. Jahrhundert an der Liebfrauenkirche angelegt. "1850 ist unsere erste Königin gestorben und sie wollte unbedingt auf diesem Friedhof beerdigt werden. Das hat man dann auch getan und daher wurde da dann auch die ganze königliche Familie beerdigt", sagt Jan Dortmans, Stadtführer in Brüssel. "Und weil es dort die königlichen Leichname gibt, wollten viele Leute nach ihrem Tod auch auf diesem bestimmten Friedhof beerdigt werden."
Was Besucher außerdem auf den Friedhof in Laeken lockt, ist die dortige Gruft: Mehrere hundert Meter unterirdische Galerien und am Eingang ein Kolumbarium im Art Déco-Stil, entworfen vom Architekten François Malfait. "Im 19. Jahrhundert fand man den Friedhof etwas klein. Man dachte sich, dass man mehr verdienen könnte, wenn man mehr Leute auf den Friedhof bekommt. Man hat dann eine große Gruft gegraben, die jetzt restauriert und wunderschön ist", erklärt Dortmans.
Brüssel bietet interessierten Friedhof-Besuchern drei verschiedene Rundgänge über die Friedhöfe der Stadt. Sie unterscheiden sich in Länge und Dauer, aber auch thematisch."Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten. Beim Friedhof von Brüssel zum Beispiel kann man über Krieg reden. Es gibt dort ein Denkmal für britische Soldaten, die 1815 in Waterloo gefallen sind", so Dortmans.
Friedhöfe sind also nicht nur letzte Ruhestätten für Verstorbene, sie beeindrucken oft mit imposanten Monumenten und Grabsteinen. Dass sie auch Brüssel-Touristen als Sehenswürdigkeit eine Reise wert sind, kann Stadtführer Jan Dortmans bestätigen. "Es ist ein Phänomen, das in den letzten 15 Jahren aufgekommen ist. Ich glaube, die Leute sind mehr und mehr davon überzeugt, dass es interessant ist - wegen der Geschichte, aber auch wegen der Kunst. Es gibt sehr viele prächtige Denkmäler auf diesen Friedhöfen in verschiedenen Materialien", sagt Dortmans. "Es ist aber auch wirklich etwas für den Herbst. Wenn die Blätter fallen, dann denkt man darüber nach: Warum nicht mal einen Friedhof besichtigen?"
Führungen können im Internet unter Klarelijn.be gebucht werden.
belga/jp/mg
Leider finde ich keinen Friedhofsplan von Laeken oder eine Liste, wo man die Gräber von Malbran oder Grumiaux findet.
Sincèrement vôtre
Karl Georg Hart