Eine Werbekampagne hat in den letzten Tagen enorm viel Staub aufgewirbelt - die Kampagne für eine Webseite, die junge Frauen mit reichen Männern verkuppeln will.
Die mobile Plakatwand, die rund um die Brüsseler Uni unterwegs war, wendet sich explizit an Studentinnen: "Hey, ihr Studentinnen! Vergoldet Euren Lebensstil! Geht mit einem Sugardaddy aus!". Und wem dieser Slogan noch nicht explizit genug ist, der bekommt zudem noch ein großes Bild dazu, auf dem eine attraktive, junge Frau im Begriff ist, ihren BH auszuziehen.
Rund acht auf vier Meter ist das Plakat groß, das in den letzten Tagen auf einem Anhänger in den Straßen rund um die Freie Universität Brüssel ULB unterwegs war. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: "Zum Kotzen", schrieb eine Frau auf Twitter und brachte damit genauso explizit ihre Meinung auf den Punkt.
Es ist eine so genannte "Dating-Webseite", die hier Werbung macht. Wobei natürlich eine ganz genau definierte Zielgruppe angesprochen werden soll. Der verwendete Wortschatz sagt alles. Mit "Sugardaddy" ist ein reicher, älterer Herr gemeint, der auf junge Frauen steht und der sich das durchaus auch was kosten lässt. Und die angesprochenen Studentinnen, wären dann das, was man in diesem Zusammenhang das "Sugarbaby" nennt. Das Motto der Seite lautet denn auch: Rich meet Beautiful (Reich trifft schön).
Da hätte es wahrscheinlich nur die Hälfte gebraucht, um den einen oder anderen auf die Palme zu bringen. "Das ist doch eine Katastrophe", wetterte in der RTBF Opaline Meunier, Vorsitzende der Studentenvereinigung der Französischen Gemeinschaft.
Anstiftung zur Prostitution
"Was wird denn hier für ein Weltbild vermittelt? Hier wird insbesondere den Studentinnen eingeredet, dass es vollkommen normal ist, sich von einem reichen Mann aushalten zu lassen! Und das noch dazu auf dem Campus der ULB!" Generation Kardashian, sagt die Studentensprecherin, in Anspielung auf das amerikanische TV-Sternchen, das sogar noch weitergegangen ist, um reich und berühmt zu werden.
Gleich nachdem das mobile Werbeplakat zum ersten Mal auf der Straße aufgetaucht war, hagelte es Klagen. Mit einer der ersten war François Dubuisson. Erstmal sei das Plakat natürlich ohne Ende sexistisch. Und dann werde hier natürlich mit Klischees nur so um sich geworfen. "Und dann, auf der anderen Seite, will man auch noch von der finanziellen Not junger Frauen profitieren und sie zu einer gewissen Form von Prostitution ermuntern", sagt Dubuisson.
Und "Anstiftung zur Unzucht", wie es im Strafgesetz heißt, ist eine Straftat, betonte auch Bianca Debaets, Staatssekretärin für Chancengleichheit in der Region Brüssel.
Justiz ermittelt
Der Geschäftsführer der fraglichen Webseite, der versteht indes den ganzen Wirbel nicht. Dieser Sigurd Vedal ist Norweger und hat auch schon in Skandinavien ähnliche Werbekampagnen durchgezogen. Die Menschen hätten einfach nur eine falsche Vorstellung von den Begriffen Sugardaddy und Sugarbaby, sagte Vedal.
"Nur, weil hier Geld im Spiel ist, gehe es dafür nicht automatisch auch um Sex. Wir verkaufen aber keinen Sex und wir ermutigen das auch nicht." Vedal ist jedenfalls fest entschlossen, seine Webseite weiter zu promoten. In Brüssel kann er das jedenfalls jetzt vergessen. Die Bürgermeister von Ixelles, wo ja die ULB liegt, und auch vom angrenzenden Watermael-Boisforts hatten die Kampagne schon verboten.
Am Mittwoch schaltete der Brüsseler Ministerpräsident Rudi Vervoort noch einen Gang höher und untersagte die Werbung auf dem gesamten Gebiet der Hauptstadtregion. Das Fahrzeug mit dem Werbebanner wurde gestoppt, das Plakat beschlagnahmt. Anscheinend hatte die Brüsseler Polizei regelrecht nach dem Fahrzeug gefahndet. Außerdem eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen "Anstiftung zur Unzucht".
Was bleibt, das ist eine vielleicht unbequeme Feststellung: Der ganze Wirbel war womöglich letztlich nur gewollt. Eine bessere Werbung hätte der findige Norweger mit seiner Sugardaddy-Seite wohl nicht bekommen können. Anscheinend sind auch schon rund 21.000 Belgierinnen auf der Seite eingeschrieben.
rop - Bild: François Dubuisson (belga)