20:15 Uhr, Boulevard Emile Jacqmain, ganz in der Nähe der Place de Brouckère, also mitten im Zentrum der Hauptstadt. Ein Mann kommt ins Gespräch mit drei Soldaten, die durch die Straßen patrouillieren. Plötzlich eskaliert die Diskussion, der Mann zieht ein Messer, ruft "Allahu akbar" und geht auf die Soldaten los.
Die hätten den Mann aber umgehend "neutralisiert", sagte der Brüsseler Bürgermeister Philippe Close. "Neutralisiert" heißt im vorliegenden Fall: Die Soldaten feuerten zwei Schüsse auf den Mann ab. Er erlag später seinen Verletzungen.
Der Täter habe alleine gehandelt, betonte Bürgermeister Close. Es handelt sich offenbar um einen 30-jährigen Somalier. Der Mann sei der Polizei bekannt, aber nicht als potentieller Gefährder eingestuft gewesen, hieß es. Nach Angaben von Staatssekretär Theo Francken und der Staatsanwaltschaft wurde er 1987 in Somalia geboren, kam 2004 nach Belgien, erhielt 2009 Asyl und 2015 die belgische Nationalität. Seine Nachbarn in Brügge beschreiben ihn als ruhig, freundlich und umgänglich.
Über die Resultate der Hausdurchsuchung liegen noch keine Angaben vor. Am Samstagnachmittag soll eine Autopsie stattfinden.
Die Föderale Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Sie geht von einem terroristischen Angriff aus, auch weil der Mann Koranbücher dabei hatte und "Gott ist groß" rief. Nach ersten Erkenntnissen handelten die Soldaten im Rahmen ihrer Einsatzbefehle, so die Staatsanwaltschaft weiter. Dass der Vorfall untersucht werde, sei der Regelfall.
Die liberale Armeegewerkschaft fordert nach dem gestrigen Zwischenfall eine dauerhafte Lösung für die Militärpräsenz in den Straßen. Seit bereits zweieinhalb Jahren wird die öffentliche Sicherheit durch Soldatenpatrouillen verstärkt. Dies bedeute eine große Belastung für das Militär, so ein Gewerkschaftssprecher. Er fordert die Regierung auf, mehr Sicherheitspersonal auszubilden oder Sicherheitsleute anzuwerben.
Die Terrorwarnstufe bleibt indes unverändert bei Niveau drei auf einer Skala bis vier. "Man verfolge über den föderalen Krisenstab die Lage aber sehr genau", ließ Premierminister Charles Michel verlauten. Michel dankte den Soldaten auf Twitter für ihre schnelle Reaktion.
vrt/rop/jp/fs - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA